Iranische Provokation Teherans Truppen besetzen Ölquelle im Irak

Iranische Streitkräfte haben offenbar einen Bohrturm auf einem irakischen Ölfeld besetzt - auch Teheran beansprucht das Gebiet. Die US-Armee und die irakische Regierung bestätigten den Vorfall. Ministerpräsident al-Maliki mahnte zur Besonnenheit.
Ein Ölfeld südlich von Bagdad (Archivbild): Streit zwischen Irak und Iran

Ein Ölfeld südlich von Bagdad (Archivbild): Streit zwischen Irak und Iran

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ATEF HASSAN/ REUTERS

Bagdad - Das Ölfeld liegt rund 450 Kilometer südlich von Bagdad: Elf iranische Soldaten haben eine Ölquelle an der Grenze zu Iran besetzt. Auch Teheran beansprucht das Gebiet. Zhafer Nazhmi, ein General der irakischen Grenztruppen, sagte am Freitag, die Soldaten hielten "die Quelle Nummer 4 des Ölfeldes Ost-Missan" seit Donnerstagmorgen besetzt. Die Streitkräfte haben offenbar die iranische Flagge gehisst. Iran dementierte die Meldung.

Ein Sprecher der US-Armee im amerikanischen Stützpunkt Adder bei Nassirija bestätigte den Vorfall aber. Die Hoffnung sei nun, dass sich die iranischen Soldaten kampflos zurückzögen, sagte der US-Sprecher. Die Besetzung des Bohrturms sei gewaltlos vonstatten gegangen. Es sei nicht das erste Mal, dass es zu einem solchen Vorfall gekommen sei. Nach Angaben des Ölunternehmens SOC sollte am Samstag eine Regierungsdelegation eintreffen, um sich einen Eindruck von der Lage zu verschaffen.

Der schiitische Ministerpräsident Nuri al-Maliki rief die Iraker am Freitag zur Besonnenheit auf. Innenminister Dschawad al-Bolani sagte dem Nachrichtensender al-Arabija: "Wir sind im Kontakt mit dem Ölministerium, wir müssen erst einmal feststellen, was genau passiert ist." Ein Kommandeur der Grenztruppen sagte: "Es gibt keine Absicht, eine Militäraktion zu beginnen, und wir hoffen, dass diese Krise auf diplomatischem Wege gelöst wird." Dies bekräftigte auch der irakische Vizeaußenminister. Die von den Schiiten dominierte irakische Regierung unterhält inzwischen gute Beziehungen zu Teheran. Der Irak und Iran führten von 1980 bis 1988 einen verheerenden Krieg, bei dem Hunderttausende auf beiden Seiten ums Leben kamen.

Iran hat die Besetzung Berichten zufolge zurückgewiesen. Die Nachrichtenagentur Mehr berief sich am Freitag auf eine Erklärung des staatlichen Öl-Konzerns NIOC: "Das Unternehmen dementiert, dass iranische Soldaten die Kontrolle über einen Bohrturm auf irakischem Staatsgebiet übernommen haben."

Entlang der Grenze zwischen Iran und Irak gibt es nach jüngsten Studien an insgesamt 15 Orten Ölvorkommen. Diese liegen in den irakischen Provinzen Suleimanija, Dijala, Wasit, Missan und Basra. Darüber, wer das Recht hat, das Feld Al-Fakka auszubeuten, auf dem zwölf Ölquellen liegen, hatte es zwischen den Nachbarstaaten früher bereits Gespräche gegeben.

Vor wenigen Tagen erst wurden Ölkontrakte für insgesamt zehn Ölfelder im Irak versteigert. Ein Konsortium unter Beteiligung des russischen Erdölgiganten Lukoil und des norwegischen Unternehmens Statoil hatten sich dabei einen bedeutenden Anteil gesichert.

kgp/dpa/AFP/Reuters

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