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Einblicke in den "Islamischen Staat": Alltag in Rakka

Foto: © Stringer . / Reuters/ REUTERS

Heimlich gedrehtes Video Szenen aus der Hauptstadt des "Islamischen Staats"

Eine junge Syrerin hat heimlich das neue Leben in Rakka gefilmt. Der Ort gilt als Hauptstadt des "Islamischen Staats". Ihr Video gewährt beklemmende Einblicke in die Welt der Terrormiliz.

Mit den Aufnahmen riskiert sie ihr Leben: Eine syrische Studentin hat in Rakka gefilmt, einem Ort im Nordosten des Landes, in dem seit 2013 die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nach und nach die Macht übernommen hat. Ihr Video hat sie zwei französischen Fernsehsendern übermittelt, "France 2" und "France 24", die seine Echtheit versichern.

Wird die Syrerin enttarnt, wäre es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihr Tod. Der IS geht ohne Gnade mit Kritikern um: Dutzende syrische und irakische Menschenrechtler wurden von der Miliz bereits ermordet. Rücksichtslos verfolgen die Islamisten auch Menschen, die sie für Irrgläubige halten. In Rakka werden an Verurteilten regelmäßig Exempel statuiert. Auf öffentlichen Plätzen werden sie geköpft oder gekreuzigt.

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Die Syrerin versteckte ihre Kamera in der weiten Kleidung, die sie tragen muss, seit der IS die Stadt kontrolliert. Für einen kurzen Moment während der Aufnahmen drohte sie aufzufliegen: Ein Mann ruft sie zu sich und fordert sie auf, sich ordentlich zu verschleiern - er könne ihr Gesicht sehen. Sie entschuldigt sich überschwänglich und verspricht Besserung. Denn den neuen Machthabern widerspricht man lieber nicht.

Eine Französin in Rakka skypt mit ihrer Familie in Frankreich

Dann betritt die Syrerin ein Internetcafé in Rakka, wo ein paar Französinnen mit ihren Eltern in Frankreich skypen. Viele Ausländer, darunter auch Tausende Europäer, haben sich dem IS angeschlossen. Auch einige junge Europäerinnen sind nach Syrien gereist. Wie die Männer lockt auch sie die Ideologie der Islamisten, die die Welt klar in Gut und Böse aufteilt, und die naive Hoffnung auf ein heroisches Abenteuer. Manche von ihnen hoffen, in Syrien Gleichgesinnte kennenzulernen - und vielleicht ihre große Liebe.

"Nein Mama, ich komme nicht zurück, das kannst du dir abschminken", ist eine junge Französin zu hören. "Ich habe nicht die ganzen Gefahren auf mich genommen, hierher zu kommen, um dann wieder nach Frankreich zurückzukommen. Ich will hier bleiben, mir geht es gut hier. Sie übertreiben im Fernsehen."

Die nach Syrien eingereisten Ausländer haben sich dieses Leben ausgesucht, das sie nun den Einheimischen mit Gewalt aufzwingen.

Für Syrer ist das Leben unter IS schwer erträglich

Für viele Syrer dagegen ist das Leben in Rakka unter ihren neuen Machthabern nur schwer zu ertragen. Die Radikalen reglementieren das Privatleben der Menschen bis ins letzte Detail: wie man auszusehen hat, wann und wie oft man zu beten hat oder welche Poster aufgehängt werden dürfen.

Besonders Frauen haben unter den neuen Machthabern zu leiden. Rakka galt zwar schon immer als eine eher konservative Stadt. Allerdings war es normal, dass Frauen arbeiteten und studierten oder allein unterwegs waren. Jetzt haben sie ständig einen männlichen Begleiter, denn das Bildungssystem untersteht dem IS. Manche Fächer wurden restlos gestrichen.

Junge Syrerinnen, die bisher in Rakka studierten, müssen nun immer die gefährliche Reise nach Aleppo an die dortige Universität auf sich nehmen und außerdem in vom IS kontrollierten Gebieten von einem männlichen Verwandten begleitet werden. Manche Frauen überlegen daher, aus Rakka in andere syrische Städte wegzuziehen, auch wenn es dort gefährlicher ist.

Wer dem vermeintlich richtigen Glauben angehört und sich unterordnet, für den ist das Leben in Rakka im Vergleich zu manch anderen syrischen Städten halbwegs sicher: Am Boden toben kaum Kämpfe zwischen den verschiedenen Milizen, es gibt kaum Terrorattentate oder Mörsereinschläge. Der IS hat die Kontrolle übernommen. Die amerikanischen Luftangriffe haben Zivilisten bisher nicht zu fürchten. Sie trafen bislang Einrichtungen der Islamisten.

Übersicht - so ist der "Islamische Staat" organisiert:

ras
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