Terror im Irak Islamische Gelehrte verdammen ISIS-Kalifat

ISIS-Kämpfer im Irak: Gelehrte halten die Dschihadisten für unislamisch
Foto: STRINGER/ REUTERSKairo - Fast hundert Jahre gab es kein Kalifat mehr. Am Sonntag allerdings verkündete die Terrorgruppe ISIS die Schaffung dieser verschwundenen islamischen Regierungsform im Irak. Bei islamischen Gelehrten auf der ganzen Welt stoßen sie damit jedoch auf Ablehnung.
In ihren Botschaften verkünden sie, kein Muslim sei verpflichtet, dem selbst ernannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi seine Loyalität auszusprechen. Viele Gelehrte bezeichnen die über Teile des Irak und Syriens herrschenden ISIS-Terroristen als unislamisch, weil sie den Tod von anderen Muslimen in Kauf nehmen.
So nannte der marokkanische Gelehrte Umar al-Hadduschi laut arabischen Medien den ISIS-Kommandanten Baghdadi einen "vom Glauben Abgefallenen". Und der ägyptische islamistische Prediger Hani al-Sibai verbreitete auf Twitter eine Warnung an die ISIS-Kämpfer, Gott sei nur mit den Aufrechten. Sibai wünschte der irakischen Regierung, "trotz meiner Kritik an ihr", Erfolg im Kampf um die von der ISIS eingenommene Stadt Mossul.
Kalifat per Internet ausgerufen
Per Internet hatte die Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (ISIS) in den von ihr eroberten Provinzen beider Länder ein "Islamisches Kalifat" ausgerufen. ISIS veröffentlichte ihre Erklärung in mehreren Sprachen - neben Arabisch auch auf Englisch, Russisch, Französisch und Deutsch. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Dschihadisten über die Grenzen Syriens und des Irak hinaus an die Macht wollen. Deshalb hat die Gruppe auch ihren Namen offiziell geändert. Künftig heiße es nicht mehr "Islamischer Staat im Irak und in Syrien", sondern nur noch "Islamischer Staat".
Der Anführer der Dschihadisten, Baghdadi, sei als Kalif fortan Befehlshaber der Gläubigen und oberster Führer des Staates, hieß es in der Erklärung. Das Wort Kalif bedeutet im Arabischen "Nachfolger" - Baghdadi sieht sich also als Nachfolger des Propheten Mohammed an der Spitze der islamischen Gemeinschaft.
Die ISIS hatte am 9. Juni eine Offensive gegen die Regierung in Bagdad begonnen. Die radikale Sunnitengruppe brachte seitdem große Teile des Nordirak unter ihre Kontrolle. Die Dschihadisten kämpfen auch im benachbarten Syrien gegen die dortige Regierung. Ihr Ziel war stets die Gründung eines grenzübergreifenden islamischen Staates in der Region.
.