Türkei gegen "Islamischen Staat" Erdogan deutet Beteiligung am Kampf gegen IS an

Präsident Erdogan: "Es beinhaltet alle Arten, militärisch, politisch, alles"
Foto: DON EMMERT/ AFPIstanbul - Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan schließt eine militärische Unterstützung im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nicht mehr aus. Vor seiner Rede bei der Uno-Generalversammlung in New York sagte Erdogan laut der Nachrichtenagentur dpa zu Reportern, nach seiner Rückkehr nach Ankara werde er mit der Regierung beraten, wie die Türkei das internationale Vorgehen gegen den IS unterstützen könne.
Auf die Frage, ob die Unterstützung auch militärischer Art sein könnte, sagte Erdogan: "Es beinhaltet alle Arten, militärisch, politisch, alles." Zu den US-Luftangriffen auf die IS-Milizen in Syrien sagte er: "Natürlich ist dieser Schritt gegen diese Ziele, besonders gegen die Terrororganisation in der Gegend, ein Schritt, den wir für positiv halten." Ähnlich äußerte sich der bislang ebenfalls zurückhaltende britische Premier Cameron: "Man kann sich aus dem Kampf gegen den IS nicht heraushalten", sagte er der BBC .
Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu kündigte an, das Parlament in Ankara werde sich am Donnerstag kommender Woche mit dem weiteren Vorgehen beschäftigen. Ankara werde nicht zögern, alle Vorkehrungen zu treffen, um die Türkei vor möglichen Gefahren in der Region zu schützen.
Bislang ist die Türkei nicht offiziell am Kampf gegen den IS beteiligt. Türkische Regierungsvertreter sagten am Mittwoch, dass keine Flugzeuge vom US-Stützpunkt Incirlik im Süden der Türkei an den Angriffen gegen Stellungen des IS in Nordsyrien beteiligt gewesen seien. Auch sei bei den Attacken der türkische Luftraum nicht durchflogen worden.
Blitzangriff an der türkischen Grenze
Das hat auch mit dem außenpolitischen Dilemma zu tun, in das sich die Türkei manövriert hat: Die Regierung hat sich frühzeitig auf ein Ende von Präsident Baschar al-Assad in Syrien festgelegt und unterstützte seither so gut wie alle Kräfte, die gegen ihn kämpften - auch radikalste Islamisten. Das militärische Eingreifen gegen den IS könnte das Assad-Regime jedoch stärken.
Die Türkei hat für den Kampf gegen den IS daher bislang nur humanitäre Hilfe zugesichert und nach Regierungsangaben bereits 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Der Westen würde die Türkei gerne eng in eine Koalition gegen die IS-Extremisten einbinden. Als Grund für ihre Zurückhaltung hatte die Türkei bislang die Sorge um 49 meist türkische Geiseln angegeben, die aber seit Samstag wieder frei sind.
Zuletzt hatten die Terroristen einen Angriff auf das Gebiet in der Nähe der türkischen Grenze gestartet und mehr als 140.000 Kurden zur Flucht in die Türkei getrieben. Die US-geführte Koalition hatte daraufhin ihre Angriffe auf Gebiete in Nordsyrien ausgeweitet. Am Mittwochmorgen bombardierten Kampfjets Ziele in der Nähe der Stadt Ain al-Arab, die von ihren kurdischen Einwohnern Kobani genannt wird.
Die USA und ihre arabischen Verbündeten hatten am Dienstag begonnen, die Angriffe auf den IS auch auf Ziele in Syrien auszuweiten. Die Regierung in Damaskus sei kurz zuvor von den Luftschlägen informiert worden. An den Einsätzen sind dem Pentagon zufolge auch Bahrain, Jordanien, Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligt.