Warnung des Geheimdienstchefs "Islamischer Staat" will im Libanon Fuß fassen

Der "Islamische Staat" bedroht nun auch die Stabilität im Libanon. Die Terrormiliz werde im Grenzgebiet zu Syrien immer stärker, warnt der Geheimdienstchef. Nun wolle sie auf libanesischem Gebiet Stützpunkte errichten.
Libanesische Soldaten im Grenzgebiet (August 2014): "Kampfstellungen sichern"

Libanesische Soldaten im Grenzgebiet (August 2014): "Kampfstellungen sichern"

Foto: AFP

Kaoutariyet Al Siyad - Bislang sind die Extremisten des "Islamischen Staates" (IS) im Irak und in Syrien aktiv. Nun versuchen sie nach Erkenntnissen der Sicherheitsorgane auch im Libanon Fuß zu fassen. Sie wollten die Kontrolle über Dörfer im Grenzgebiet zu Syrien erlangen, um ihre Kampfstellungen in den syrischen Kalamun-Bergen unterstützen zu können, sagte der Chef des Amts für Allgemeine Sicherheit Libanons, Generalmajor Abbas Ibrahim.

Die libanesischen Streitkräfte seien in höchster Alarmbereitschaft, um zu verhindern, dass die IS-Kämpfer libanesisches Staatsgebiet eroberten, sagte der Geheimdienstchef der Nachrichtenagentur Reuters. Im Libanon wird befürchtet, durch Überfälle der Terrormiliz weiter in den Krieg in Syrien hineingezogen zu werden.

Der Libanon ist ohnehin stark vom syrischen Bürgerkrieg betroffen. In dem nur etwa 4,3 Millionen Einwohner zählenden Land leben der Uno zufolge inzwischen weit mehr als eine Million Flüchtlinge aus Syrien. Immer wieder sind in den vergangenen Jahren aber auch bewaffnete Kämpfe von Syrien aus nach Libanon übergeschwappt. 2014 hatten IS-Kämpfer und syrische Qaida-Extremisten die Grenzstadt Arsal angegriffen und libanesische Soldaten gefangen genommen. Auch in der Küstenstadt Tripoli kam es zu Kämpfen zwischen Soldaten und IS-Extremisten.

IS stärkste bewaffnete Gruppe im Grenzgebirge

Im vergangenen Jahr griffen IS-Kämpfer zudem die schiitische Hisbollah im Süden Libanons an. Die Hisbollah hatte ihrerseits Tausende Kämpfer zur Unterstützung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad nach Syrien geschickt - dem Gegner der radikalen sunnitischen Kämpfer, zu denen auch der IS gehört.

Kürzlich habe der IS seine Kämpfer im Gebiet des Kalamun-Gebirges deutlich verstärkt, um Teile des libanesischen Grenzlandes unter seine Kontrolle zu bringen, sagte Geheimdienstchef Ibrahim. 700 neue Kämpfer seien hinzugekommen, so dass jetzt mehr als tausend in den syrischen Kalamun-Bergen zusammengezogen seien. Damit stelle der IS die stärkste bewaffnete Gruppe dort. Vor einem Monat soll die libanesische Armee eine Frau und ein Kind von IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi an einem Grenzübergang bei der Einreise aus Syrien festgenommen haben.

Der "Islamische Staat" hat in Teilen Syriens und des Iraks ein Kalifat ausgerufen und setzt dort einen fundamentalistischen sunnitischen Islam durch. Die Extremisten gehen gewaltsam gegen alle vor, die aus ihrer Sicht Ungläubige sind. Dazu zählen auch schiitische Muslime.

Irak: IS-Flagge verbrannt - Dutzende Dorfbewohner entführt

Im Nordirak sollen IS-Kämpfer am Freitag mehr als hundert Männer verschleppt haben und immer noch mehrere Dutzend gefangen halten, weil sie eine IS-Flagge verbrannt haben. Am Freitag drangen die Extremisten im Dorf al-Shajara in der Nähe von Kirkut während der Freitagsgebete in eine Moschee ein, berichteten zwei Stammesführer der Nachrichtenagentur AP. Dann ersetzten die IS-Kämpfer die Fahnen zum Gedenken an die Geburt des Propheten Mohammed durch die eigenen, schwarzen Flaggen.

Daraufhin sei es zu einem Streit mit den Dorfbewohnern gekommen, letztendlich habe die Flagge der Extremisten gebrannt. Später hätten die IS-Kämpfer 140 Männer aus al-Shajara und dem Nachbardorf al-Ghariba aus ihren Häusern geholt. Etwa hundert hätten sie im weiteren Verlauf wieder freigelassen, der Rest befinde sich noch in der Gewalt der Extremisten.

fdi/Reuters/AP
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