Korruptionsvorwürfe gegen Netanyahu Das Ende einer Ära?

Benjamin Netanyahu
Foto: JIM HOLLANDER/EPA-EFE/REXDer israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu ist ein Meister der Inszenierung. Um bei seinen Auftritten vor der Weltöffentlichkeit Bilder zu produzieren, die Eindruck machen, benutzte er mal das angebliche Wrackteil einer iranischen Drohne, mal einen Aufsteller mit Daten-CDs, die der Mossad erbeutet hatte. Ihm waren viele Mittel recht, um sich in ein günstiges Licht zu setzen, vielleicht auch solche, die verboten sind.
Am Donnerstag hat der israelische Generalstaatsanwalt angekündigt, dass er Anklage gegen den Regierungschef erheben will - weniger als sechs Wochen vor der Wahl. Die Ermittlungen haben Jahre gedauert, die Vorwürfe sind schwer: Untreue, Betrug und Bestechlichkeit. In zwei Fällen geht es um Medienunternehmer, denen Netanyahu Gefälligkeiten angeboten haben soll, als Gegenleistung für positive Berichterstattung.
Und er soll Geschenke im Wert von mehr als 230.000 Euro angenommen haben, darunter Schmuck und Zigarren. Der Beschuldigte muss aber erst angehört werden, bevor die Anklage erhoben werden kann. Netanyahu sprach jetzt im Fernsehen von einer "Hexenjagd". Alles werde "bald wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen".
Korruptionsvorwürfe gegen hochrangige Politiker sind in Israel nichts Neues, aber ein amtierender Premierminister wurde noch nie angeklagt. Die Auswirkungen auf die Wahl sind unklar. In der fragmentierten Parteienlandschaft Israels schnitt Netanyahu das politische Spiel jahrelang auf sich selbst zu. Auch jetzt präsentiert er sich als einziger wahrer Verteidiger Israels, Netanyahu hofft, dass die Wähler dies höher gewichten als die mögliche Entgegennahme teurer Geschenke.
Doch schon vor der angekündigten Anklage lag das Bündnis seiner Herausforderer in Umfragen deutlich vorn. Benny Gantz und Yair Lapid kann es gelingen , den ewigen Amtsinhaber, der länger am Stück regiert als jeder andere Ministerpräsident seines Landes, abzulösen. Eine Ära ginge zu Ende.