Jerusalem-Debatte Israels Luftwaffe bombardiert nach Raketenangriff erneut Gazastreifen

Schäden nach israelischem Angriff
Foto: SAID KHATIB/ AFPDie israelische Luftwaffe hat nach einem neuen Raketenangriff militanter Palästinenser erneut ein Ziel im Gazastreifen beschossen. Im Süden des Palästinensergebiets am Mittelmeer sei in der Nacht eine Militäreinrichtung der radikalislamischen Hamas bombardiert worden, teilte eine Armeesprecherin in Tel Aviv am Mittwoch mit.
Militante Palästinenser hatten nach Armeeangaben am Dienstagabend eine Rakete abgefeuert, die allerdings Israel nicht erreichte. Palästinensische Medien berichteten, sie sei noch im Gazastreifen auf freiem Feld eingeschlagen.
Am Dienstag waren im Gazastreifen zwei Mitglieder der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad bei der vorzeitigen Explosion ihrer eigenen Rakete getötet worden. Die israelische Armee dementierte nachdrücklich palästinensische Medienberichte, wonach die Luftwaffe die militanten Palästinenser gezielt mit einer Drohne getötet habe.
In der Nacht zum Mittwoch hat Israel zudem einen der ranghöchsten Anführer der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Westjordanland festgenommen. Hassan Jussef sei in seinem Haus bei Ramallah in Haft genommen worden, bestätigte eine israelische Militärsprecherin in Tel Aviv.
Nach palästinensischen Medienberichten wurden bei Razzien weitere Hamas-Führer im Westjordanland festgenommen. Vor einer Woche hatte der Hamas-Führer Ismail Hanija zu einer neuen Intifada aufgerufen. Er forderte auch Anschläge im Westjordanland.
Seit der Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt durch US-Präsident Donald Trump vor einer Woche ist es in den Palästinensergebieten immer wieder zu Unruhen gekommen. Die Proteste auf den Straßen haben sich allerdings inzwischen abgeschwächt. In Israel selbst beruhigt sich die Lage auch wieder. Alle Palästinenserorganisationen haben jedoch für Freitag zu neuen Protesten aufgerufen.
Erdogan macht sich zum Wortführer der Trump-Gegner
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich unterdessen an die Spitze der Kritiker gestellt und zum Wortführer der Gegner von US-Präsident Donald Trump gemacht. Erdogan wirft Trump vor, mit seiner Entscheidung die Region in Brand zu stecken. Am Wochenende griff er auch Israel scharf an, das er als "Terrorstaat" bezeichnete, der "Kinder tötet". Für Mittwoch hat Erdogan nun als amtierender Vorsitzender der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in Istanbul einen Gipfel zur Jerusalem-Krise einberufen. Er dringt auf eine harte Haltung in dem Streit. Bei seinen Wählern und in der muslimischen Welt dürfte dies gut ankommen, doch riskiert er damit den Bruch mit den USA und Israel.
Marc Pierini sieht angesichts des heftigen Schlagabtauschs Erdogans mit Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu die schrittweise Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern "in ernster Gefahr". Der frühere EU-Botschafter in Ankara, der heute am Politikinstitut Carnegie Europe forscht, schätzt allerdings, dass dieses Risiko bewusst von beiden Seiten eingegangen werde.
Netanyahu hatte Erdogans Kritik am Wochenende harsch zurückgewiesen. Er werde sich keine Lektionen in Moral erteilen lassen von einem Staatsführer, "der kurdische Dörfer bombardiert, Journalisten inhaftiert, dem Iran bei der Umgehung von Sanktionen hilft, und Terroristen unterstützt, auch im Gazastreifen", sagte Netanyahu mit Blick auf die Hamas.
Jerusalem-Demo in Berlin: "Mein Herz, mein Boden, mein Blut ist Palästina"