Israel Tausende protestieren gegen Ultraorthodoxe

Israel: Tausende protestieren gegen Ultraorthodoxe
Foto: GALI TIBBON/ AFPTel Aviv - Mehrere tausend Israelis haben am Dienstag in der Stadt Beit Schemesch gegen religiösen Fanatismus ultraorthodoxer Juden demonstriert. Zu der Kundgebung gegen die Benachteiligung von Frauen im öffentlichen Leben hatten Menschenrechtsgruppen aufgerufen. Auch Staatschef Schimon Peres hatte seine Landsleute aufgefordert, sich an der Demonstration zu beteiligen.
Hintergrund der Demonstration ist der eskalierende Streit über die von ultraorthodoxen Juden verfochtene Geschlechtertrennung in der Öffentlichkeit. Frauen werden beispielsweise auf Schildern aufgefordert, in Bussen und Straßenbahnen hinten zu sitzen oder sich an der Supermarktkasse in getrennte Schlangen zu stellen.
"Kampf um das Wesen Israels"
Etwa zehn Prozent der israelischen Bevölkerung gelten als streng religiös. Zunehmend wehren sich Israelis gegen die Einflussnahme der Ultraorthodoxen auf das öffentliche Leben. "Israel soll nicht wie der Iran werden" oder "Die Mehrheit bricht ihr Schweigen" stand auf Schildern, die Demonstranten bei den Protesten in Beit Schemesch vor sich her trugen.
Die Debatte sei ein Kampf um das Wesen Israels, sagte der Parlamentarier der linken Meretz-Partei, Nitzan Horowitz, während der Kundgebung: Auf dem Spiel stehe die Frage, ob Israel ein fortschrittliches und demokratisches Land oder eine abgeschottete und rückständige Gesellschaft werde.
In der 80.000-Einwohner-Stadt Beit Schemesch westlich von Jerusalem hatte es in den vergangenen Tagen wiederholt Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und radikalen jüdischen Einwohnern gegeben. Bei mehreren Gelegenheiten waren Polizisten angegriffen worden, als diese Schilder entfernten, die zur Trennung der Geschlechter aufforderten. Am Montag wurde dabei ein Polizist durch Steinwürfe verletzt.
Die Stadt war zudem in die Schlagzeilen geraten, nachdem das Fernsehen einen Bericht über ein Schulmädchen gezeigt hatte, das von ultraorthodoxen Fanatikern bespuckt worden war. Das Mädchen soll nach Meinung der religiösen Eiferer nicht sittsam gekleidet gewesen sein. Der Vorfall stieß auch in gemäßigten religiösen Kreisen auf scharfe Kritik. "Die Diskriminierung von Frauen verstößt gegen die Tradition der Bibel und gegen die Grundprinzipien der Juden", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Jerusalem.