Israel Nethanjahu reagiert kühl auf iranische Neujahrsgrüße

Israels Premier Netanjahu: "Internationale Gemeinschaft muss Taten verlangen"
Foto: POOL/ REUTERSTel Aviv - Die überraschenden Neujahrsgrüße des neuen iranischen Präsidenten Hassan Rohani an "alle Juden" haben den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu offenbar kalt gelassen. "Ich bin nicht beeindruckt über Grüße eines Regimes, das noch vergangene Woche mit der Vernichtung des Staates Israel gedroht hat", hieß es in einer am Samstag im Kurznachrichtendienst Twitter verbreiteten Mitteilung Netanjahus. Israel und der Iran stehen sich im Streit um das iranische Atomprogramm als Erzfeinde gegenüber.
"Das iranische Regime wird an seinen Taten und nicht an Grußworten gemessen werden, die nur von der fortschreitenden Urananreicherung ablenken sollen", fügte der israelische Ministerpräsident über das Twitter-Konto seines Sprechers Ofer Gendelman hinzu. "Die internationale Gemeinschaft darf sich keinen Illusionen hingeben. Sie muss vom Iran nicht nur Worte, sondern Taten verlangen. Und den Druck erhöhen", forderte Netanjahu.
Israel und der Westen verdächtigen den Iran, heimlich Atombomben zu entwickeln. Der Iran bestreitet das und betont, sein Atomprogramm diene nur zivilen Zwecken. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton wird nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Fars am 22. September am Rande der UN-Vollversammlung in New York erstmals den neuen iranischen Außenminister Mohammed Dschawad Sarif treffen. Sarif soll künftig auch als Atomchefunterhändlers Irans fungieren.
Ruhani hatte am Mittwoch zu Beginn des zweitägigen jüdischen Neujahrsfestes Rosch Haschana auf seinem von einem Vertrauten geführten Twitter-Konto allen Juden gratuliert. Ähnliche Grüße schickte kurz darauf auch sein neuer Außenminister Sarif, der später sogar die Leugnung des Holocaustes durch den Iran beendete. Beide distanzierten sich damit vom früheren Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, der Israel ausradieren wollte und den Holocaust als "Märchen" bezeichnet hatte.
Ruhani und Sarif droht inzwischen zu Hause Ärger wegen ihres "Zwitscherns". Twitter ist wie Facebook im Iran offiziell blockiert. Der ultrakonservative Klerus betrachtet sie als unislamisch und eine "Sünde". Jetzt soll untersucht werden, ob eine Mitgliedschaft bei Twitter und Facebook rechtlich überhaupt zulässig ist, wie die Nachrichtenagentur Fars am Samstag berichtete.