Angriffe auf Gazastreifen Uno sieht möglichen Verstoß Israels gegen das Völkerrecht

Eine palästinensische Frau vor ihrem zerstörten Haus im Gazastreifen: "Zutiefst verstörende Berichte"
Foto: MAHMUD HAMS/ AFPGaza - Rund hundert Menschen sind bislang bei Angriffen Israels auf den Gazastreifen umgekommen, darunter nach palästinensischen Angaben mindestens 70 Zivilisten. Die Attacken der israelischen Armee kritisiert nun die Uno-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay scharf. Laut Pillay verstößt die Militäroffensive im Gazastreifen womöglich gegen das Völkerrecht. "Wir haben zutiefst verstörende Berichte erhalten, wonach viele zivile Opfer, darunter Kinder, das Ergebnis von Angriffen auf Wohnhäuser waren", sagte Pillay am Freitag.
Solche Berichte ließen "ernsthafte Zweifel" aufkommen, ob die israelischen Angriffe im Einklang mit dem Völkerrecht stünden, so die Uno-Kommissarin. Zugleich rief Pillay auch die bewaffneten palästinensischen Gruppen auf, sich an die internationalen Regeln zu halten.
Der Nahost-Konflikt ist in dieser Woche so sehr eskaliert wie seit dem Gaza-Krieg von 2012 nicht mehr. Isarel startete eine Serie von Luftangriffen. Damit reagierte das Land auf den anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen, der von der islamistischen Hamas kontrolliert wird.
"Schwerer Bruch des Völkerrechts"
Vor der Uno hatte schon die israelische Menschenrechtsorganisation "B'Tselem" Israel wegen der gezielten Bombardierung der Wohnhäuser von militanten Palästinensern kritisiert. Die Häuser seien keine legitimen militärischen Ziele, schreibt "B'Tselem" auf ihrer Webseite . Die Angriffe stellten "einen schweren Bruch des Völkerrechts" dar. Nach Angaben der Armee vom Freitag wurden binnen drei Tagen rund hundert solcher Häuser getroffen.
Um zivile Opfer zu vermeiden, kündigt die israelische Armee ihre Angriffe gewöhnlich telefonisch an. Anschließend setzt das Militär einen "Warnschuss" ab, indem es eine Mini-Rakete ohne Sprengkopf auf das Dach abschießt. Dennoch kommen bei den Angriffen der Armee immer wieder Unbeteiligte ums Leben.
Das israelische Militär betont, es tue alles, um den Tod von Zivilisten zu verhindern. Doch in vielen Fällen benutzten die Hamas-Mitglieder ihre Wohnhäuser zum Beispiel als Waffenlager oder Kommandozentralen. Diese Häuser würden "nach internationalem Recht zu militärischen Zielen", heißt es in einer Mitteilung. Dabei sei es "unvermeidlich", dass auch Zivilisten zu Schaden kämen.