Reuters

Angeblich geheime Nuklearwaffenentwicklung Netanyahu wirft Iran Betrug bei Atomabkommen vor

Israel ist überzeugt, dass Iran weiter an einem Atomwaffenprogramm arbeitet. Premierminister Benjamin Netanyahu präsentierte auf einer Pressekonferenz angebliche Beweise der Geheimdienste.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat Iran vorgeworfen, weiter den Bau einer Atombombe anzustreben. Er präsentierte am Montag in Tel Aviv Dokumente und Bilder aus einem "geheimen Atomarchiv" in Teheran, die Israels Geheimdienst aufgespürt habe und die dies beweisen sollen. Iran habe gelogen, als es angab, kein Atomwaffenprogramm zu haben.

Iran habe Unterlagen zur Entwicklung von Atomwaffen versteckt, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen, sagte Netanyahu. Das Land habe einen "klaren Plan" gehabt, eine Atombombe zu bauen, dafür habe man jetzt "neue und schlüssige Beweise". Das beinhalte die Anreicherung von Uran, fortgesetzte Raketentests und die Entwicklung einer Atombombe.

Im iranischen Staatsfernsehen wurden die Vorwürfe Netanyahus als Propaganda zurückgewiesen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif sagte, Israels Vorwürfe seien alt, die Internationale Atomenergiebehörde IAEA habe sie bereits in der Vergangenheit untersucht. Auf Twitter schrieb er, dass Timing von Netanyahus Präsentation sei "praktisch", es erfolge ja nur wenige Tage vor dem 12. Mai, dem Tag also, an dem Trump über die Fortdauer des Atomabkommens entscheiden wolle.

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Irans Vizeaußenminister Abbas Araghchi nannte laut der Nachrichtenagentur Tasnim Netanyahus Auftritt "kindisch und lächerlich".

US-Präsident Donald Trump sieht sich durch die Vorwürfe Israels in seiner Haltung gegenüber Teheran bestätigt und kritisierte daraufhin erneut das Atomabkommen.

Material sei USA zur Verfügung gestellt worden

Bei seinem Auftritt machte Netanyahu deutlich: Der Atomdeal mit Iran, den die USA, Europa und weitere Staaten über mehrere Jahre ausgehandelt hatten, sei nicht in der Lage, dieses Programm zu verhindern. Das 2015 geschlossene Atomabkommen sei ein "schrecklicher Deal", der nie hätte unterzeichnet werden sollen und "auf Lügen" basiere, wiederholte Netanyahu seine Kritik an der Abmachung. Das Material aus dem "Archiv" sei auch den USA zur Verfügung gestellt worden, und die Vereinigten Staaten hätten die Glaubwürdigkeit bestätigt, so Netanyahu.

Benjamin Netanyahu vor der "iranischen Originalpräsentation"

Benjamin Netanyahu vor der "iranischen Originalpräsentation"

Foto: AMIR COHEN/ REUTERS

Das geheime Material, das Iran nach der Unterzeichnung des Atomabkommens versteckt habe, könne zum Bau von "fünf Hiroshima-Bomben" dienen, sagte Netanyahu. "Iran hat auf der höchsten Ebene geplant, den Bau nuklearer Waffen fortzusetzen."

Informationen sollen auch Deutschland und Frankreich übergeben werden

Laut Netanyahu werde Israel nun Experten nach Deutschland und Frankreich entsenden, um Informationen über die angebliche Entwicklung von Atomwaffen zu teilen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hieß es aus deutschen Regierungskreisen, dass die Internationale Atomenergiebehörde IAEA die israelischen Informationen so schnell wie möglich beurteilen müsse.

Netanyahu hielt die Ansprache zuerst in englischer Sprache, anschließend wiederholte er die Präsentation auf Hebräisch. Dabei stand er vor Regalen mit Aktenordnern, angeblich einem Nachbau des iranischen Archivs, das sich an einem geheimen Ort befunden habe. Auf einer Leinwand zeigte er Grafiken und Bilder, die aus einer iranischen Präsentation des geheimen Waffenprogramms stammen sollen.

Am Sonntag hatte Netanyahu mit dem neuen US-Außenminister Mike Pompeo über Iran beraten und zudem mit Trump telefoniert. Im Anschluss hatte Pompeo erklärt: "Wir sind weiterhin sehr besorgt über die gefährliche Eskalation der Bedrohung Israels und der Region durch Iran."

cht/dpa/Reuters
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