Gaza-Konflikt Israelis und Palästinenser verhandeln vor Ende der Waffenruhe

Am späten Montagabend läuft die Feuerpause im Gaza-Streifen aus. Noch verhandeln die Konfliktparteien in Ägypten, doch eine Lösung scheint nicht in Sicht: Die Forderungen gehen zu weit auseinander.
Zerstörung im Dorf Dschuhar al-Dik im Gaza-Streifen: Die Gewalt könnte sich erneut ohne diplomatische Lösung entfachen

Zerstörung im Dorf Dschuhar al-Dik im Gaza-Streifen: Die Gewalt könnte sich erneut ohne diplomatische Lösung entfachen

Foto: IBRAHEEM ABU MUSTAFA/ REUTERS

Kairo - Um O Uhr Ortszeit (23 Uhr MESZ) läuft die fünftägige Waffenruhe im Gaza-Streifen aus. Sollte bis dahin keine politische Einigung gefunden sein, wird ein neuer Ausbruch der Gewalt befürchtet. Israel hat eine harte Reaktion angedroht, falls die militanten Palästinenser ihre Raketenangriffe wieder aufnehmen.

Doch die Hoffnungen auf eine Einigung in Kairo sind nicht allzu groß: Palästinensische Repräsentanten sagten der israelischen Zeitung "Haaretz", die Feuerpause könnte möglicherweise noch um einige Tage verlängert werden. Israel besteht unter anderem auf strengen Einfuhrkontrollen, die eine Wiederbewaffnung der militanten Palästinenserorganisationen verhindern soll. Hamas lehnt dies ab und fordert eine Aufhebung der Blockade des Gaza-Streifens sowie die Einrichtung eines Seehafens.

Die Palästinenser beklagten gar einen Rückschritt bei den Verhandlungen in Kairo. Israel habe das bisher Erreichte wieder aufgegeben, sagte ein palästinensischer Vertreter der ägyptischen Nachrichtenagentur Mena. "Und nun stehen die Diskussionen wieder am Anfang." Die Forderungen Israels in Sicherheitsfragen nannte er unmöglich.

Keine Züge mehr zwischen Aschkelon und Sderot

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas will direkt in die Verhandlungen über eine Waffenruhe eingreifen: Er wolle zu dringenden Gesprächen mit dem Exil-Chef der radikal-islamischen Hamas, Chalid Maschaal, nach Katar reisen. Das berichteten palästinensische Medien am Montag. Am Wochenende wolle er dann nach Kairo fahren.

Israel dagegen forderte eine "neue Ordnung" im Gaza-Streifen nach dem Krieg: Die dort seit 2007 herrschende Hamas müsse "einen Schlag erleiden, militärisch und politisch", sagte die israelische Chefunterhändlerin Zipi Livni dem israelischen Rundfunk. Die Justizministerin sprach sich für eine langfristige Entmilitarisierung der Küstenenklave am Mittelmeer aus. Die Hamas und andere militante Organisationen lehnen dies ab. Livni erklärte, die palästinensische Autonomiebehörde müsse im Gazastreifen wieder die Kontrolle übernehmen.

Aus Furcht davor, Züge könnten in Grenznähe mit Panzerabwehrraketen angegriffen werden, stellte Israel den Bahnverkehr in der Nähe des Palästinensergebiets ein. Bis auf weiteres sollten keine Züge zwischen der Küstenstadt Aschkelon und der Grenzstadt Sderot mehr fahren, berichtete die Nachrichtenseite "ynet".

Seit dem Ausbruch des Konflikts am 8. Juli starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza auf Seiten der Palästinenser 2016 Menschen, mehr als 10.000 wurden verletzt. Auf israelischer Seite wurden 64 Soldaten und drei Zivilisten getötet, Hunderte Menschen erlitten Verletzungen.

vek/dpa/Reuters
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