Nahost-Verhandlungen Israels Verteidigungsminister lästert über Kerry

"Kerry soll den Nobelpreis gewinnen und uns in Ruhe lassen": Israels Verteidigungsminister Jaalon hat hinter verschlossenen Türen heftig über die Bemühungen des US-Außenministers im Nahost-Konflikt gelästert. Jetzt machte eine Zeitung die Äußerungen öffentlich.
Verteidigungsminister Jaalon: Heftige Kritik an Kerry

Verteidigungsminister Jaalon: Heftige Kritik an Kerry

Foto: ? Amir Cohen / Reuters/ REUTERS

Jerusalem - Die Bemühungen von US-Außenminister John Kerry, Frieden in Nahost zu schaffen, stoßen innerhalb der israelischen Regierung nicht nur auf Unterstützung. Verteidigungsminister Mosche Jaalon nannte Kerry jetzt "besessen" und "messianisch". Über die Bemerkungen hinter verschlossenen Türen berichtete am Dienstag die Zeitung "Jediot Acharonot".

Demnach sagte Jaalon: "US-Außenminister John Kerry, der hier mit einer Entschlossenheit auftaucht und dann getrieben von unangebrachter Besessenheit und mit messianischem Eifer vorgeht, hat mir gar keine Lehren über den Konflikt mit den Palästinensern zu erteilen." Weiter sagte Jaalon: "Das Einzige, was uns retten kann: Kerry gewinnt den Nobelpreis und lässt uns in Ruhe."

Kerry hatte in den vergangenen Wochen mit mehreren Besuchen in der Region versucht, Israelis und Palästinenser für eine Rahmenvereinbarung zu gewinnen - und so den Weg zu einer dauerhaften Lösung im Nahost-Konflikt zu bereiten. Der Amerikaner hat sich eine Frist bis April gesetzt, um wirkliche Fortschritte zu erzielen.

Jaalons Sprecher dementierte den Bericht nicht, gab aber auch keinen Kommentar ab. Der Artikel erschien nur wenige Stunden, nachdem US-Vizepräsident Joe Biden Israel wieder verlassen hatte. Er hatte an der Trauerfeier für Ariel Scharon teilgenommen und mit Premier Benjamin Netanjahu verhandelt. Das Blatt legte nicht dar, wann die Äußerungen Jaalons gefallen seien. Jaalon, der von 2002 bis 2005 Generalstabschef der israelischen Streitkräfte war, gilt als Hardliner im Nahost-Konflikt. Er gehört Netanjahus Likud-Partei an.

Justizministerin Zipi Livni von der Kadima-Partei kritisierte ihn nach der Veröffentlichung des Berichts. Man könne die Gespräche in einer verantwortlichen Weise ablehnen, ohne gleich die Beziehungen zu Freunden zu beschädigen, teilte sie mit. Livni verteidigte Kerry als jemanden, der sich der Zukunft Israels verpflichtet fühle.

fab/dpa/Reuters
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