Lega-Chef Salvini Italiens Innenminister kündigt Roma-Zählung an

Matteo Salvini
Foto: imago/ ZUMA PressDer italienische Innenminister Matteo Salvini will die in Italien lebenden Sinti und Roma zählen lassen.
Um ein Bild der Situation zu bekommen, müsse man "wieder das tun, was früher Zählung genannt wurde", sagte der Chef der rechtsnationalen Lega und Vize-Premier am Montag laut italienischen Nachrichtenagenturen dem Fernsehsender Telelombardia. Eine solche "Zählung" könnte auch "Personenregister" oder "Momentaufnahme" genannt werden.
Salvini sagte, ein solcher Zensus der Volksgruppen ermögliche die Ausweisung von Ausländern ohne gültigen Aufenthaltsstatus. Roma mit italienischer Staatsangehörigkeit müsse das Land "leider behalten".
Fast jeder zweite ist Italiener, die anderen meist staatenlos
Was Salvini fordert, ist längst bekannt: Die nationale Roma-Vereinigung erinnerte an eine Zählung der Minderheit durch Behörden aus dem vergangenen Jahr und forderte ein baldiges Treffen mit dem Innenminister. In Italien leben rund 170.000 Roma und Sinti, von denen die Mehrzahl einen festen Wohnsitz und einen regulären Arbeitsplatz hat. Bekannt ist auch, wie viele von ihnen italienische Staatsbürger sind, nämlich 43 Prozent. Die meisten anderen sind staatenlos, was Abschiebungen schwierig bis unmöglich macht.
In den Reihen der Opposition stieß Salvinis Vorschlag auf scharfe Kritik. Senatorin Simona Malpezzi von der sozialdemokratischen PD bezeichnete den Plan einer Roma-Zählung als "neueste Masche mit leicht faschistischem Anstrich". "Erst die Attacken gegen Flüchtlinge und jetzt gegen Roma", bemängelte auch der linke Abgeordnete Federico Fornaro. Salvini schüre absichtlich Hass.
Italiens Innenminister stand in der vergangenen Woche bereits international im Fokus, als er die mehr als 600 Flüchtlinge auf dem Hilfsschiff "Aquarius" abwies und ankündigte, private Rettungsschiffe nicht mehr in italienische Häfen zu lassen.
Korrektur: In einer ersten Version hieß es, jeder vierte Roma und Sinti in Italien habe die italienische Staatsbürgerschaft. Tatsächlich sind es 43 Prozent, also fast jeder Zweite. Wir haben den Fehler korrigiert.