Italien Präsident Ciampi lehnt zweite Amtszeit ab
Italiens Präsident Ciampi verzichtet trotz parteiübergreifender Unterstützung auf eine zweite Amtszeit als Staatsoberhaupt. Eigenen Angaben zufolge fühlt er sich zu alt.
Rom - Er glaube nicht, dass er für eine weitere siebenjährige Amtszeit die "nötige Energie" habe, teilte der 85-jährige italienische Präsident Carlo Azeglio Ciampi in einer Erklärung mit. Zudem habe bislang kein Präsident der italienischen Republik eine zweite Amtszeit angetreten. Er wolle diesen "wichtigen Brauch" respektieren, erklärte Ciampi. Er sei aber dankbar für die Unterstützung sowohl aus dem linken als auch aus dem rechten Lager.
Der scheidende Ministerpräsident Silvio Berlusconi zeigte sich "betrübt" über die Absage. Er will nach eigenem Bekunden die Wahl eines Mitte-Links-Kandidaten des designierten Ministerpräsident Romano Prodi unbedingt verhindern. Berlusconi schlug umgehend Gianni Letta als Kandidaten des Mitte-Rechts-Bündnisses für die Ciampi-Nachfolge vor. Letta ist Staatssekretär im Büro Berlusconis und genießt hohes Ansehen über die Parteigrenzen hinweg. Nach Ansicht von Beobachtern könnte er mit Zustimmung aus beiden politischen Lagern rechnen. Am Wochenende hatte Prodi seine Kandidaten bei der Wahl der Präsidenten von Senat und Abgeordnetenhaus nur knapp durchgebracht.
Prodis Favorit für das Amt des Staatsoberhaupts ist Massimo D'Alema. Nach dem Vorschlag Berlusconis, Ciampi eine zweite Amtszeit anzutragen, hatte sich Prodi zunächst einverstanden gezeigt. Ciampis Amtszeit endet am 18. Mai. Sein Nachfolger soll am 8. Mai gewählt werden. Prodis Allianz hofft, dass Ciampi noch vor Ende seines Mandats dem "Professore" aus Bologna den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt. Sonst könnte sich das Verfahren weiter verzögern. Berlusconi hatte am Dienstag nach wochenlangem Streit seinen Rücktritt eingereicht. Einstweilen führt die Regierung Berlusconi die Amtsgeschäfte aber weiter.
fok/AFP
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