Italien Prodi holt D'Alema und Amato ins Kabinett

Mehr als fünf Wochen nach der Wahl in Italien ist heute das Kabinett von Romano Prodi vereidigt worden. Zum neuen Außenminister ernannte er den früheren Ministerpräsidenten Massimo D'Alema. Das Innenressort übernimmt mit Giulano Amato ebenfalls ein Ex-Regierungschef.

Rom - Prodi lobte seine Minister als "vereintes Team, nicht nur eine Gruppe Individualisten". Den Posten des Außenministers übernimmt mit dem Linksdemokraten und D'Alema ein Vertreter der größten Fraktion innerhalb des Bündnisses, das angesichts seiner politischen Spannbreite und Interessensgegensätze als fragil gilt. Das Innenressort ging an Giuliano Amato, einen über die Linke hinaus respektierten Unabhängigen, der früher einer sozialistischen Partei angehört hatte und wie D'Alema bereits einmal selbst Ministerpräsident war.

Den schwierigen Posten des Wirtschafts- und Finanzministers übernimmt der Geldpolitiker Tommaso Padoa-Schioppa, der Italien lange im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) vertreten hat. Durch eine Aufwertung des Industrieministeriums, das an den 54-jährigen Pierluigi Bersani ging, machte Prodi deutlich, dass er einer Ankurbelung der Wirtschaft Priorität gibt. Neben D'Alema erhält Francesco Rutelli von der linksliberalen Margherita einen der beiden Stellvertreterposten Prodis.

"Es gibt einen großen Wunsch nach einem neuen Start, gepaart mit dem Wunsch nach Zusammenhalt und Einigkeit", sagte Prodi. "Die erste Verpflichtung wird sein, den Geist der Solidarität und des Konsens über für das Vorankommen des Landes wichtige Punkte wieder herzustellen. Und das bedeutet, das Niveau der Spannungen und der Streitsucht zu dämpfen."

Prodi verhandelte bis zur letzten Minute über die 25 Posten, um die von ehemaligen Christdemokraten bis Kommunisten zehn Gruppierungen und Parteien rangelten. Die Streitigkeiten offenbarten die Schwierigkeiten, die vor Prodi stehen. Nach seinem ersten Sieg über Berlusconi 1996 hielt sein damaliges Links-Bündnis gerade einmal zwei Jahre, bevor es durch einen Rückzug der Kommunisten zu Fall gebracht wurde, denen seine Politik nicht links genug war.

Prodis Vorgänger Silvio Berlusconi hatte sich gestern zuvor mit einem kämpferischen "Wir sehen uns wieder" aus dem Amt des Regierungschefs verabschiedet.

als/AFP/Reuters

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