Regierungskrise in Italien Rechtsextreme Lega legt in Umfragen deutlich zu

Das Scheitern bei der Regierungsbildung hat den italienischen Populisten bislang nicht geschadet. In Umfragen war die rechtsextreme Lega in der Wählergunst sogar gestiegen.
Lega-Parteichef Salvini

Lega-Parteichef Salvini

Foto: Flavio Lo Scalzo/ dpa

Sergio Mattarellas Veto war aus Sicht der Populisten ein Staatsstreich. Dass der Staatspräsident sich weigerte, den Eurokritiker Paolo Savona zum Wirtschaftsminister zu ernennen, empfand die populistische Allianz aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega als Affront. Politisch kann das Bündnis aus der Entscheidung nun womöglich aber Profit schlagen.

Die rechtsextreme Lega und die populistische Fünf-Sterne-Bewegung lagen in der Wählergunst zuletzt vor anderen Parteien. In einer Ipsos-Umfrage für die Zeitung "Corriere della Sera" legte die Lega auf 25,4 Prozent zu. Das ist ein Plus von acht Prozentpunkten gegenüber dem Wahlergebnis vom 4. März.

Die Teilnehmer der Erhebung wurden allerdings bereits am 16. und 17. Mai und damit vor der gescheiterten Regierungsbildung befragt. Die Fünf Sterne verharrten demnach bei 32,6 Prozent.

Cottarelli zu Gesprächen im Präsidentenpalast

In einer Umfrage vom Montag legte die Lega sogar um zehn Punkte zu, während die Fünf-Sterne-Bewegung drei Punkte einbüßte. In beiden Fällen hätten sie eine klare Mehrheit im Abgeordnetenhaus.

Nach Mattarellas Veto hatte der designierte Ministerpräsident der Koalition, der Juraprofessor Giuseppe Conte, den Auftrag zur Regierungsbildung zurückgegeben. Auch die von Mattarella beauftragte Bildung einer Übergangsregierung könnte noch scheitern. Der von ihm beauftragte Wirtschaftsexperte Carlo Cottarelli führte am Mittwochmorgen informelle Gespräche im Präsidentenpalast.

Lega und Fünf Sterne bemühen sich laut einem Insider derweil erneut um die Bildung einer Koalitionsregierung. Die Parteien würden nach einem Kompromisskandidaten für das Amt des Wirtschaftsministers suchen, sagte laut Nachrichtenagentur Reuters eine mit den Gesprächen vertraute Person aus der Fünf-Sterne-Bewegung. Die Koalition könnte zudem um die rechte Partei "Brüder Italiens" erweitert werden. Eine Bestätigung für diese Angaben gibt es bislang nicht.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hatte es geheißen, dass Lega und Fünf Sterne nach dem Scheitern der Regierungsbildung in Italien in Umfragen in der Wählergunst vorne liegen. Tatsächlich wurden die Teilnehmer der Umfrage jedoch bereits am 16. und 17. Mai und damit vor dem Rückzug Giuseppe Contes befragt. Wir haben die entsprechenden Stellen korrigiert.

apr/Reuters
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