Euro-Krise Italiens Statistikbehörde droht mit Datenstreik

Premier Monti will sparen - doch Italiens Beamte widersetzen sich. Die Statistikbehörde kündigt an, keine Wirtschaftszahlen mehr zu veröffentlichen, wenn bei ihr gekürzt wird. Mitten in der Euro-Krise droht Chaos bei den Daten zu Inflation, Schulden oder Arbeitsmarkt.

Rom - Italiens Statistikbehörde Istat hat damit gedroht, wegen der Sparvorgaben der Regierung künftig keine Wirtschaftsdaten mehr zu veröffentlichen. "Die Kürzungen gefährden Istat", sagte Institutspräsident Enrico Giovannini der Tageszeitung "La Repubblica". "Von Januar an werden wir keine Statistiken mehr herausgeben."

Die italienische Regierung plant, die nationale Statistikbehörde nur noch mit 150 bis 160 Millionen Euro pro Jahr zu finanzieren. Bislang erhielten die Statistiker 176 Millionen Euro. Laut Giovannini bekommen die nationalen Statistikinstitute vergleichbarer EU-Staaten zwei bis drei Mal so viele Zuwendungen.

Giovannini drohte der Regierung nun offen damit, die Veröffentlichung von Erhebungen einzustellen. "Wir werden keine Daten zu Inflation, Staatsschulden, Haushaltseinkommen oder Arbeitsmarkt veröffentlichen. Das wird hohe Strafforderungen der EU für unser Land zur Folge haben", sagte er. "Ich denke nicht, dass Regierung und Parlament es soweit kommen lassen wollen."

Derzeit erstelle das Istat 300 Datensätze im Jahr, 25 Prozent mehr als vor zwei Jahren, sowie 2000 kleinere Berichte. Rund 70 Prozent der Daten würden auf Geheiß der EU ermittelt.

Die Regierung von Premier Mario Monti will die öffentlichen Ausgaben zusammenstreichen. Insgesamt sollen bis Ende 2014 stattliche 26 Milliarden Euro eingespart werden, vor allem durch einen Einstellungsstopp und Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst sowie Kürzungen im Gesundheitswesen. Allein im laufenden Jahr sollen noch 4,4 Milliarden Euro gekürzt werden.

fab/Reuters
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