Erstes Interview nach der Brasilien-Wahl Bolsonaro will Star-Richter zum Justizminister machen - und die Bürger bewaffnen

Im Wahlkampf setzte Jair Bolsonaro auf "Law and Order". Nun verteidigt Brasiliens künftiger Präsident seine Pläne zur Liberalisierung des Waffenrechts - und will einen Kabinettsposten mit einem Ermittler besetzen.
Jair Bolsonaro

Jair Bolsonaro

Foto: Leo Correa/ AP

Der neu gewählte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro will den prominentesten Korruptionsermittler des Landes zu seinem Justizminister machen. Er werde Richter Sergio Moro den Posten in seinem Kabinett anbieten, sagte der Rechtspopulist im ersten Fernsehinterview nach seinem Wahlsieg.

Moro hat als Untersuchungsrichter die Ermittlungen zu "Lava Jato" - dem größten Korruptionsskandal Lateinamerikas - maßgeblich vorangetrieben. Im vergangenen Jahr verurteilte er Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in erster Instanz wegen Bestechlichkeit zu einer Freiheitsstrafe.

Am Sonntag war Bolsonaro zum Präsidenten gewählt worden. Die Wut vieler Brasilianer über die weitverbreitete Korruption hatte maßgeblich zum Erfolg des ultrarechten Ex-Militärs beigetragen. In der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas sind Politiker über alle Parteigrenzen hinweg in Schmiergeldaffären verwickelt.

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Sein erstes Interview gab Bolsonaro dem Fernsehsender Record TV, der der evangelikalen Universalkirche des Reichs Gottes gehört. Die erzkonservativen Freikirchen hatten Bolsonaro im Wahlkampf massiv unterstützt. Mit seiner Ablehnung von Homoehe und Abtreibung sowie seiner Werbung für traditionelle Familienwerte liegt der künftige Präsident ganz auf der Linie der Evangelikalen.

"Waffen schützen die Freiheit des Volkes"

In dem Interview verteidigte Bolsonaro auch seine Pläne, das Waffenrecht zu liberalisieren. "Wenn in diesem Fernsehstudio drei oder vier bewaffnete Personen wären, würde kein Verrückter hereinkommen, um böse Dinge zu tun", sagte er. "Mehr noch als das eigene Leben schützen Waffen die Freiheit des Volkes."

Auf die Frage, ob mehr Waffen nicht auch zu mehr Gewalt führen würden, sagte Bolsonaro: "Dann können wir auch Autofahren verbieten." Im vergangenen Jahr wurden über 63.000 Menschen getötet. Zum Vergleich: In Deutschland gab es im vergangenen Jahr etwa 730 Tötungsdelikte. Gerade in den Favelas sind viele Waffen im Umlauf. Jugendliche mit Schnellfeuergewehren bewachen dort häufig die Reviere der Drogenbanden.

asa/dpa
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