Sicherheitspolitik Hunderttausend Japaner demonstrieren gegen mögliche Auslandseinsätze
Die Plakate und Banner sind vom Regen durchweicht, doch die Menschen bleiben. Mehr als hunderttausend Japaner haben sich vor dem Parlament in Tokio versammelt, um gegen die Sicherheitspolitik von Regierungschef Shinzo Abe zu demonstrieren: Erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs will Japan wieder Soldaten zu Kampfeinsätzen ins Ausland schicken.
Das Land hat eine weitgehend pazifistische Verfassung, die einen Einsatz der Armee ausschließlich zur Landesverteidigung vorsieht.

Massendemo in Tokio: "Nein zum Krieg!"
Doch Regierungschef Abe will die Rolle des Militärs stärken, besonders China gegenüber. Mit den Stimmen von Abes regierenden Liberaldemokraten (LDP) und ihrem Koalitionspartner Komeito stimmte das japanische Unterhaus im Juli für eine Reihe umstrittener Gesetzentwürfe, die eine erweiterte Rolle des Militärs im Ausland zulassen. Japan könnte demnach an Kämpfen teilnehmen, wenn Alliierte angegriffen werden.
Die Gesetze müssen noch durch das Oberhaus gebilligt werden. Eine Entscheidung wird Ende September erwartet.
Die Demonstranten sehen in der neuen Sicherheitsdoktrin eine Abkehr vom Pazifismus. "Abe, tritt zurück", "Kein Krieg", "Gib dem Frieden eine Chance" haben sie auf ihre Transparente geschrieben. Es sind auffallend viele Studenten und junge Mütter dabei, einige haben ihre Kinder mitgebracht. Die Veranstalter sprechen von 120.000 Teilnehmern. Auch in rund 200 anderen Orten im ganzen Land gingen Menschen auf die Straße.
Japans Nachbarländer sehen Abes Kurs teilweise mit Sorge: Japan streitet unter anderem mit Russland um eine Inselkette im Pazifik.