Jelzins Memoiren
Schon mal mit "einigen Gläschen" dirigiert
Boris Jelzin, ehemaliger russischer Präsident, hat sein drittes Werk geschrieben. In seinem neuen Memoirenband schreibt er über seinen Nachfolger Putin und über einen kleinen "Ausreißer" während seiner Amtszeit.
Moskau - Bei der Feier zum Abzug der letzten russischen
Truppen aus Deutschland 1994 hat der damalige Präsident Boris Jelzin
ein Militärorchester unter dem Einfluss "einiger Gläschen" dirigiert.
Dies Eingeständnis macht Jelzin, 69, in seinem neuen Memoirenband mit
dem russischen Titel "Präsidialer Marathon".
Vor den Augen der Weltöffentlichkeit war Jelzin bei der Zeremonie
in Berlin spontan aus der Reihe der Ehrengäste ausgeschert, hatte
sich vor das Orchester gestellt und mit beiden Händen beschwingt
dirigiert. "Ich fühlte auf einmal, dass ich es nicht aushalte. Die
Verantwortung drückte mich, die gespannte Atmosphäre in der Erwartung
eines historischen Ereignisses", schrieb der russische Ex-Präsident
nach Angaben der Zeitschrift "Ogonjok" in dem Buch. "Ich erinnere
mich, dass die Last nach einigen Gläschen abfiel."
In der Wochenzeitung "Argumenty i fakty" nannte Jelzin den neuen
Band "meine eigene Geschichte und die Geschichte Russlands in den
letzten Jahren". Eine wichtige Rolle darin spiele der von ihm selbst
ausgesuchte Nachfolger Wladimir Putin, an dem ihn der "kämpferische
Charakter" beeindruckt habe. "Auf gewisse Weise hat Putin das Land
vor der Panik gerettet, vor dem drohenden Zerfall der Föderation und
vor einem Chaos in der Staatsmacht."
Jelzin war nach achteinhalb Jahren Amtszeit am Silvestertag 1999
zurückgetreten und hatte Putin kommissarisch zu seinem Nachfolger
ernannt.
Jelzins Buch soll in der kommenden Woche in den Moskauer Buchhandel kommen. Auf dem internationalen Buchmarkt sei die Veröffentlichung für den 18. Oktober geplant.
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