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Arabischer Frühling: Proteste im Jemen eskalieren

Foto: Khaled Abdullah/ REUTERS

Jemen Protest der 100.000 eskaliert in tödlicher Gewalt

Der Protestmarsch auf Sanaa dauerte vier Tage. Am Samstag sind nun rund 100.000 Regierungsgegner in Jemens Hauptstadt zu einer Demonstration gegen das Regime des Präsidenten Salih eingetroffen. Dort kamen bei Zusammenstößen mit dem Militär mehrere Menschen ums Leben.

Sanaa - Im Jemen haben Regierungstruppen während eines Protestmarschs gegen den scheidenden Präsidenten Ali Abdullah Salih das Feuer auf Demonstranten eröffnet. Dabei wurden in der Hauptstadt Sanaa mindestens acht Menschen getötet und mehrere Dutzend verletzt, wie Augenzeugen am Samstag berichteten.

Nach einem viertägigen Marsch waren etwa 100.000 Regierungsgegner aus der südlichen Stadt Tais in der Hauptstadt Sanaa angekommen, wo sich ihnen weitere Oppositionelle anschlossen. Trotz eines Befehls, sich aus den Straßen der Stadt zurückzuziehen, stellten sich Soldaten einer Eliteeinheit ihnen entgegen. Präsident Salih kündigte am Abend an, er werde zur Entspannung der Lage innerhalb weniger Tage in die USA ausreisen. Er betonte, dass er bei guter Gesundheit sei und nicht für eine medizinische Behandlung in die USA gehe. Salih war im Juni bei einem Angriff auf den Präsidentenpalast verwundet worden.

Nach Angaben der Organisatoren des Protestzugs gingen die Soldaten einer Einheit unter Führung des Sohns von Salih mit Tränengas, Wasserwerfern und scharfer Munition gegen die Menschenmassen vor. Einige der Demonstranten warfen in Reaktion auf die Angriffe mit Steinen.

Ärzten zufolge wurden eine Frau und sieben Männer getötet. Augenzeugen berichteten laut Nachrichtenagentur dapd von mindestens 200 Verletzten; doch die Zahlen variieren beträchtlich: ein Arzt sprach der Nachrichtenagentur Reuters zufolge von 90 verletzten Menschen. Eine unabhängige Überprüfung der Berichte ist bisher nicht möglich. Die Auseinandersetzungen dauerten am Abend noch an. Aus Kasernen im Umfeld von Sanaa wurden weitere Soldaten sowie Panzer zur Verstärkung geschickt.

Die Demonstranten forderten eine gerichtliche Aufarbeitung der Gewalt durch das Regime von Salih. Der seit 33 Jahren regierende Präsident hatte im November in Saudi-Arabien ein Abkommen zur Machtübergabe unterzeichnet, allerdings nur im Gegenzug für einen Schutz vor Strafverfolgung. Die seit Februar anhaltende Protestbewegung gegen sein Regime hält daher an ihrem Widerstand fest.

bos/dapd/dpa/Reuters
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