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Palästinenser und Israelis: Straßenschlachten in Jerusalem

Foto: AMMAR AWAD/ REUTERS

Straßenschlachten in Jerusalem Netanyahu kündigt hartes Vorgehen gegen Palästinenser an

Tödliche Messerangriffe und Straßenschlachten: Der schwelende Konflikt zwischen den Palästinensern und Israel droht wieder zu eskalieren. Beobachter warnen bereits vor einer dritten Intifada, Israels Premier Netanyahu will hart durchgreifen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat ein "hartes Vorgehen gegen den islamischen Terrorismus der Palästinenser" angekündigt. Er habe angeordnet, dass alles getan werde, "um Attentäter abzuschrecken und zu bestrafen". Dazu zähle unter anderem der beschleunigte Abriss von "Häusern von Terroristen", sagte er in einer Videobotschaft am Sonntagabend.

In Jerusalem geht nach den jüngsten Angriffen von Palästinensern auf Israelis die Angst um, ob möglicherweise eine weitere Intifada bevorsteht. Am Wochenende waren in der Altstadt binnen weniger Stunden vier Menschen getötet worden. In der Nacht zum Sonntag stach ein Palästinenser einen 15-jährigen Israeli nieder und wurde dann von Polizisten erschossen. Kurz zuvor hatte ein anderer Palästinenser auf mehrere Mitglieder einer jüdischen Familie eingestochen und dabei zwei Männer getötet. Er wurde ebenfalls von Polizisten erschossen.

Die israelische Polizei sperrte daraufhin die Altstadt für Palästinenser - zum ersten Mal seit 1967. Bis Dienstag dürfen nur Bewohner, Ladeninhaber, Schüler, Israelis und Touristen in die Altstadt.

Polizei setzt Blendgranaten und Gummigeschosse ein

Die Sperre erhöhte die Spannungen. Am Löwentor, wo die Einlasskontrollen in die Altstadt stattfanden, ging die Polizei mit Blendgranaten und Gummigeschossen gegen Protestierende vor. Im Viertel Issawija gab es Ausschreitungen. Dutzende junge Palästinenser warfen Steine auf Polizisten, die mit Gummigeschossen antworteten.

Israels führender Pressekommentator Nahum Barnea schrieb in der Zeitung "Jedi'ot Acharonot" angesichts der Gewalt bereits von einer "dritten Intifada". Der palästinensische politische Analyst Hani al-Masri, sagte hingegen, ein neuerlicher Aufstand sei wenig wahrscheinlich. "Eine Intifada braucht eine Führung, und die palästinensische Führung ist dagegen."

Politische Beobachter warnten Netanyahu vor einer Überreaktion. "Eine sehr harte Reaktion kann außer Kontrolle geraten", sagte Shlomo Avineri, Professor für Politikwissenschaften an der Hebräischen Universität in Jerusalem, der "New York Times".

Hamas begrüßt Messerangriffe auf Israelis

Die radikal-islamische Hamas begrüßte den Anschlag auf die jüdische Familie in Jerusalem als "klare Botschaft" an Israel. Die Palästinenser seien bereit, bei der Verteidigung des Tempelbergs zu sterben.

Auch im Westjordanland war die Lage stark angespannt. Dort war am Donnerstagabend ein jüdisches Siedlerpaar in seinem Auto erschossen worden. Bei nachfolgenden Racheakten israelischer Siedler sowie Razzien und Kontrollen der Armee erlitten am Wochenende 77 Palästinenser Schusswunden durch scharfe Munition und Gummigeschosse, wie der Rote Halbmond mitteilte.

Am Sonntagnachmittag griffen Dutzende jüdische Siedler ein Dorf im Norden des Westjordanlands an. Durch Schüsse der Armee habe es mindestens sieben Verletzte gegeben, teilten palästinensische Rettungskräfte mit.

Bei einer Festnahmeaktion der israelischen Armee in Dschenin im nördlichen Westjordanland wurden nach palästinensischen Medienberichten mehr als 30 Palästinenser verletzt. Das israelische Militär teilte mit, man habe zwei Terrorverdächtige festgenommen.

wit/dpa/AFP/AP
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