Jesidin Aschwak Talo
Frühere IS-Sklavin wieder in Deutschland
Sie wurde vom IS verschleppt und als Sklavin verkauft, später begegnete Aschwak Talo in Deutschland ihrem Peiniger - und floh zurück in den Irak. Jetzt ist die junge Jesidin wieder hier.
Das Staatsministerium in Stuttgart und die Bundesanwaltschaft bestätigen, dass die junge Frau wieder in Deutschland ist. Mit Hinweis auf ein laufendes Ermittlungsverfahren nannte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft keine Einzelheiten. Dem Bericht zufolge wird die Frau medizinisch und psychologisch betreut.
Im August 2014 hatten Dschihadisten das Dorf im Nordirak überfallen, in dem Aschwak lebte. Die damals 15-Jährige wurde verschleppt. Ein IS-Kämpfer kaufte sie. 2015 kam sie als Flüchtling nach Baden-Württemberg und lebte mit ihrer Mutter und ihren Brüdern in Schwäbisch Gmünd. Grund für ihre Flucht aus Deutschland im August sei Angst gewesen. Sie hatte den Ermittlungsbehörden vorgeworfen, ihren Fall nicht ernst genug zu nehmen.
Nach Informationen des SWR haben inzwischen Ermittler des Landeskriminalamts Baden-Württemberg die Frau nach ihrer Wiedereinreise erneut befragt. Demnach dauern die Ermittlungen in dem Fall an.
Die Minderheit der Jesiden
middlethumbflexDie Jesiden stammen aus dem Irak, aus Syrien, Iran und der Türkei. Sie leben vor allem in der Gegend um die nordirakische Stadt Mossul und im nahe gelegenen Sindschar-Gebirge. Wegen Verfolgungen, Diskriminierungen oder Anfeindungen in ihren Heimatländern sind viele ins Ausland geflohen.
Genaue Angaben zur Zahl der Jesiden weltweit gibt es nicht. Schätzungen schwanken zwischen 300.000 und 1,2 Millionen Anhängern.
Die Zahlen variieren auch in Deutschland - von um die 50.000 bis zu 120.000 Jesiden. Sie leben überwiegend in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland hat seinen Sitz in Oldenburg, in Hannover gibt es eine Jesidische Akademie.
Ihr Glauben enthält Elemente anderer Religione wie der Zoroastrier, Juden, Christen und Muslime. Die Jesiden glauben an einen Gott und verehren sieben Engel. Der wichtigste heißt Malak Taus, der "Pfauenengel". Dieser wird im Christentum und im Islam als "gefallener Engel" oder Teufel angesehen, weil er sich nicht vor Adam verbeugen wollte. Aus Sicht der Jesiden bestand der Engel aber mit seinem Verhalten eine Prüfung seines Glaubens zu Gott. Die Jesiden verneinen die Existenz des Teufels. Ihnen ist es verboten, außerhalb der Gemeinschaft zu heiraten oder einen anderen Glauben anzunehmen.
Er liegt in Lalisch, einem abgelegenen Tal im Norden des Irak. Dort befindet sich das Grab von Scheich Adi, der im 12. Jahrhundert starb und den die Jesiden als Heiligen verehren. Jedes Jahr im Herbst kommen Zehntausende Menschen zu einer Wallfahrt in das Tal.