Biden im ersten Interview seit der Wahl »Das wird keine dritte Obama-Amtszeit«

Barack Obama (l.) und Joe Biden (am 31. Oktober): »Wir müssen uns mit einer völlig anderen Welt auseinandersetzen«
Foto: JIM WATSON / AFP
CHANDAN KHANNA / AFP
Barack Obama (l.) und Joe Biden (am 31. Oktober): »Wir müssen uns mit einer völlig anderen Welt auseinandersetzen«
Foto: JIM WATSON / AFPEtwas mehr als drei Wochen ist die US-Wahl nun her. Noch immer hat Donald Trump seine Niederlage nicht offen eingeräumt – aber zuletzt immerhin den Weg für eine geordnete Übergabe der Amtsgeschäfte freigemacht. Nun ist Joe Biden zu seinem ersten TV-Interview seit seinem Wahlsieg vor die Kameras getreten.
Im US-Sender NBC erklärte er, gefragt nach den zahlreichen bekannten Gesichtern unter seinen Kabinettsnominierungen: »Das wird keine dritte Obama-Amtszeit. Wir müssen uns mit einer völlig anderen Welt auseinandersetzen, als während der Obama-Biden-Regierung.« Biden hatte dem damaligen Präsidenten Barack Obama acht Jahre lang als Vize gedient.
Präsident Trump habe die politische Umgebung völlig verändert. »Es ist ›Amerika zuerst‹ geworden und ›Amerika allein‹«, so Biden weiter. Bündnisse seien zerrissen worden. Mit seiner Wahl für die Posten des Kabinetts wolle er die amerikanische Gesellschaft abbilden, ebenso wie das gesamte Spektrum der demokratischen Partei. Sogar die Nominierung eines Republikaners, der für Trump gestimmt hatte, wollte Biden auf Nachfrage nicht ausschließen. Es sei seine Aufgabe, das Land wieder zusammenzubringen, erklärte der 78-Jährige.
Biden hatte zuvor in seiner Heimatstadt Wilmington seine Kandidaten für außen- und sicherheitspolitische Schlüsselposten in der künftigen Regierung vorgestellt. Bidens langjähriger Berater Antony Blinken ist als US-Außenminister nominiert, Alejandro Mayorkas, der auf Kuba zur Welt kam, als Heimatschutzminister. Thomas-Greenfield soll die USA als Botschafterin bei der Uno in New York vertreten. Der frühere Außenminister John Kerry wurde von Biden zum Sonderbeauftragten für Klimafragen berufen. Jake Sullivan soll sein Nationaler Sicherheitsberater sein.
CHANDAN KHANNA / AFP
Der gewählte US-Präsident sagte: »Es ist ein Team, das die Tatsache spiegelt, dass Amerika zurück ist, bereit, die Welt anzuführen, statt sich aus ihr zurückzuziehen.«
Außerdem begrüßte Biden, dass der Übergangsprozess vor dem Regierungswechsel nach einer wochenlangen Blockade nun offiziell beginnen kann. Eine entsprechende Entscheidung der zuständigen Behörde GSA hatte dies zuvor bestätigt. »Ich freue mich, von der GSA die Zusicherung erhalten zu haben, einen reibungslosen und friedlichen Machtwechsel durchzuführen«, sagte Biden.
Seine Mitarbeiter könnten sich nun auf die bevorstehenden Herausforderungen wie die Corona-Pandemie vorbereiten. Zudem erhält er ab sofort Zugang zum täglichen Briefing der US-Geheimdienste. Es habe am Nachmittag eine entsprechende Genehmigung des Weißen Hauses gegeben, erklärte ein Sprecher des Büros des Direktors der US-Geheimdienste am Dienstag (Ortszeit) auf Anfrage.
In den USA ist es üblich, dass der gewählte Präsident noch vor der Amtseinführung im Januar täglich über die Erkenntnisse der Geheimdienste unterrichtet wird – ebenso wie der Amtsinhaber. Biden sagte am Dienstag nach Angaben anwesender Reporter in Wilmington, er habe noch kein Briefing erhalten, werde sie aber künftig regelmäßig bekommen.
Der frühere Vizepräsident will gleich vom ersten Tag an die Politik von Amtsvorgänger Trump umkehren. Vor allem will er in wichtige internationale Abkommen wie das Klimaabkommen von Paris zurück, was Biden nach der für den 20. Januar geplanten Amtseinführung per Erlass einleiten kann.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Am 20. Januar soll Joe Biden als US-Präsident vereidigt werden. Noch baut sich der 78-Jährige seine kommende Regierung zusammen, am Dienstag stellte er seine ersten Kandidatinnen und Kandidaten vor. Die bislang bekannten Namen in der Übersicht.
CHANDAN KHANNA / AFP
Antony Blinken ist wohl der Minister, den man am häufigsten in Deutschland sehen könnte. Blinken soll nämlich US-Außenminister werden. Unter Barack Obama war Blinken zwischen 2009 und 2016 schon Vize-Außenminister. Wie der Job funktioniert, dürfte der 58-Jährige also wissen. »Sollte ich bestätigt werden, ist das eine Aufgabe, die ich mit meinem ganzen Herzen übernehmen werde«, sagte Blinken.
STEPHANE DE SAKUTIN / AFP
Linda Thomas-Greenfield soll als Botschafterin zu den Vereinten Nationen entsandt werden. Die 68-Jährige arbeitete schon einmal bei der Uno, bevor sie Botschafterin in Liberia wurde und im US-Außenministerium für afrikanische Angelegenheiten zuständig war. Als US-Botschafterin will sie den Rat ihrer Mutter befolgen und »mit der Kraft der Güte und des Mitgefühls« vorangehen.
Alejandro Mayorkas, der auf Kuba geboren wurde, wäre der erste Latino an der Spitze des Heimatschutzministeriums, dort soll er unter anderem für Einwanderung zuständig sein. Unter Obama war der 60-Jährige bereits Vize-Heimatschutzminister. Zuvor hatte er die Einwanderungsbehörde USCIS geleitet.
Joe Skipper / REUTERS
Avril Haines soll als erste Frau der US-Geschichte Geheimdienstdirektorin werden. Die 51-Jährige würde damit die Arbeit aller US-Geheimdienste koordinieren. Bisher hat Haines unter anderem als Vizechefin des Auslandsgeheimdienstes CIA gearbeitet.
JIM WATSON / AFP
John Kerry ist wahrscheinlich eines der bekanntesten Gesichter im Team von Joe Biden. Der frühere Außenminister wird Sonderbeauftragter des Präsidenten für den Klimaschutz – und damit auch Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats. Biden macht damit deutlich, welchen Stellenwert er dem Kampf gegen die Klimakrise einräumt. Der 76 Jahre alte Kerry war zwischen 2013 und 2017 Obamas Außenminister – und damit auch US-Chefdiplomat bei der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens Ende 2015. »Ich kehre in die Regierung zurück, um Amerika wieder auf den richtigen Weg zu bringen, um die größte Herausforderung dieser Generation und derjenigen, die folgen, in Angriff zu nehmen«, so Kerry.
Jake Sullivan soll Joe Bidens Nationaler Sicherheitsberater werden und damit einen der wichtigsten Posten im Weißen Haus übernehmen. Sullivan war bereits Bidens Sicherheitsberater in dessen Zeit als Vizepräsident. Später arbeitete er unter Außenministerin Hillary Clinton (Foto). »Der gewählte Präsident Biden hat mir beigebracht, was es braucht, um unsere nationale Sicherheit auf den höchsten Ebenen unserer Regierung zu schützen«, so Sullivan: »Jetzt hat er mich gebeten, Nationaler Sicherheitsberater zu werden.«
MICHAEL REYNOLDS/EPA-EFE/Shutterstock
Ron Klain wurde von Joe Biden bereits Mitte November zum Stabschef im Weißen Haus ernannt. Der Job ist etwa vergleichbar mit dem des Kanzleramtschefs in Deutschland. Der 59 Jahre alte Jurist arbeitete bereits in den 1980er-Jahren für Biden und wurde 2009 Stabschef Bidens, als der Vizepräsident wurde.
Jacquelyn Martin / dpa
Janet Yellen wäre die erste Frau in der US-Geschichte an der Spitze des Finanzministeriums. Offiziell ist das noch nicht, das »Wall Street Journal« und andere Medien berichteten aber unter Berufung auf Insider über Bidens Pläne mit Yellen. Die 74-Jährige hatte schon 2014 Geschichte geschrieben, als sie als erste Frau die Leitung der Notenbank Fed übernahm. Sie trat dort für eine lockere Geldpolitik ein, um Wirtschaftswachstum und Beschäftigung zu fördern. Trump verweigerte ihr dann eine zweite Amtszeit, sie verließ die Fed Anfang 2018.
Andrew Harnik / dpa
Antony Blinken ist wohl der Minister, den man am häufigsten in Deutschland sehen könnte. Blinken soll nämlich US-Außenminister werden. Unter Barack Obama war Blinken zwischen 2009 und 2016 schon Vize-Außenminister. Wie der Job funktioniert, dürfte der 58-Jährige also wissen. »Sollte ich bestätigt werden, ist das eine Aufgabe, die ich mit meinem ganzen Herzen übernehmen werde«, sagte Blinken.
Foto:STEPHANE DE SAKUTIN / AFP
Linda Thomas-Greenfield soll als Botschafterin zu den Vereinten Nationen entsandt werden. Die 68-Jährige arbeitete schon einmal bei der Uno, bevor sie Botschafterin in Liberia wurde und im US-Außenministerium für afrikanische Angelegenheiten zuständig war. Als US-Botschafterin will sie den Rat ihrer Mutter befolgen und »mit der Kraft der Güte und des Mitgefühls« vorangehen.
Foto: Pablo Martinez Monsivais / APAlejandro Mayorkas, der auf Kuba geboren wurde, wäre der erste Latino an der Spitze des Heimatschutzministeriums, dort soll er unter anderem für Einwanderung zuständig sein. Unter Obama war der 60-Jährige bereits Vize-Heimatschutzminister. Zuvor hatte er die Einwanderungsbehörde USCIS geleitet.
Foto:Joe Skipper / REUTERS
John Kerry ist wahrscheinlich eines der bekanntesten Gesichter im Team von Joe Biden. Der frühere Außenminister wird Sonderbeauftragter des Präsidenten für den Klimaschutz – und damit auch Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats. Biden macht damit deutlich, welchen Stellenwert er dem Kampf gegen die Klimakrise einräumt. Der 76 Jahre alte Kerry war zwischen 2013 und 2017 Obamas Außenminister – und damit auch US-Chefdiplomat bei der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens Ende 2015. »Ich kehre in die Regierung zurück, um Amerika wieder auf den richtigen Weg zu bringen, um die größte Herausforderung dieser Generation und derjenigen, die folgen, in Angriff zu nehmen«, so Kerry.
Foto: POOL / REUTERSJake Sullivan soll Joe Bidens Nationaler Sicherheitsberater werden und damit einen der wichtigsten Posten im Weißen Haus übernehmen. Sullivan war bereits Bidens Sicherheitsberater in dessen Zeit als Vizepräsident. Später arbeitete er unter Außenministerin Hillary Clinton (Foto). »Der gewählte Präsident Biden hat mir beigebracht, was es braucht, um unsere nationale Sicherheit auf den höchsten Ebenen unserer Regierung zu schützen«, so Sullivan: »Jetzt hat er mich gebeten, Nationaler Sicherheitsberater zu werden.«
Foto:MICHAEL REYNOLDS/EPA-EFE/Shutterstock
Ron Klain wurde von Joe Biden bereits Mitte November zum Stabschef im Weißen Haus ernannt. Der Job ist etwa vergleichbar mit dem des Kanzleramtschefs in Deutschland. Der 59 Jahre alte Jurist arbeitete bereits in den 1980er-Jahren für Biden und wurde 2009 Stabschef Bidens, als der Vizepräsident wurde.
Foto:Jacquelyn Martin / dpa
Janet Yellen wäre die erste Frau in der US-Geschichte an der Spitze des Finanzministeriums. Offiziell ist das noch nicht, das »Wall Street Journal« und andere Medien berichteten aber unter Berufung auf Insider über Bidens Pläne mit Yellen. Die 74-Jährige hatte schon 2014 Geschichte geschrieben, als sie als erste Frau die Leitung der Notenbank Fed übernahm. Sie trat dort für eine lockere Geldpolitik ein, um Wirtschaftswachstum und Beschäftigung zu fördern. Trump verweigerte ihr dann eine zweite Amtszeit, sie verließ die Fed Anfang 2018.
Foto:Andrew Harnik / dpa
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden