In einer Woche blickt die Welt wieder auf das US-Kapitol. Dann soll Joe Biden in Washington als neuer Präsident vereidigt werden. Schon jetzt laufen die Vorbereitungen, Stühle werden aufgestellt, die Straßen mit Fahnen geschmückt. So weit, so normal.
Doch normal ist in der Hauptstadt der USA nichts mehr. Das geht auf den gewaltsamen Sturm auf das Kapitol in der vergangenen Woche zurück. Auf diese Zäsur in der amerikanischen Demokratie, bei der fünf Menschen ums Leben kamen, darunter ein Polizist.
Um solche Szenen am kommenden Mittwoch zu verhindern, wird das Kapitol nach und nach zu einer Festung, genauso wie andere wichtige Regierungsgebäude wie der Supreme Court. Washington macht dicht. Die Vereidigung eines Präsidenten in einer westlichen Demokratie muss also im Jahr 2021 schon eine Woche vorher durch Baumaßnahmen, hohe Zäune und das Militär geschützt werden – eine Szenerie, die noch vor nicht allzu langer Zeit undenkbar erschien.
Dass das allerdings tatsächlich nötig ist, davon sind US-Politiker überzeugt, genauso wie die Bundespolizei FBI:
Adam Schiff, demokratischer Abgeordneter des Repräsentantenhauses:
»Ich mache mir sicherlich Sorgen darum, genauso wie meine Kollegen. Ich hatte heute ein Briefing mit dem FBI über die bestehenden Bedrohungen. Und ich sage Ihnen, es ist furchtbar, das berücksichtigen zu müssen. Es ist furchtbar, dass wir uns mit diesen Bedrohungen auseinandersetzen müssen. Es ist furchtbar, dass sie sich im Land ausbreiten, dass in den State Capitols die Sicherheitsvorkehrungen intensiviert werden müssen.«
Denn auch rund um die Parlamentsgebäude in den Bundesstaatn werden die Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren. Allerdings steht die Hauptstadt natürlich im Mittelpunkt. Und es bleibt die Frage: Ist es nach den Ereignissen des vergangenen Mittwochs überhaupt sicher, die Vereidigung durchzuführen?
Adam Schiff, demokratischer Abgeordneter des Repräsentantenhauses:
»Ich beabsichtige absolut, zur Vereidigung zu gehen. Ich bin zuversichtlich, dass sie durchgeführt wird, ohne dass sie gestört oder verhindert wird. Ich glaube nicht, dass so etwas, wie wir es erlebt haben, passieren wird, weil wir diesmal darauf vorbereitet sein werden. Aber das bedeutet nicht, dass es keine Gewalt geben wird. Es bedeutet nicht, dass es keine großen Menschenmengen und Chaos geben wird. Es bedeutet nicht, dass keine ernsthaften Planungen laufen. Denn das tun sie. Und wir werden selbstverständlich viel Zeit brauchen, um uns von diesem schrecklichen Abschnitt in unserer Geschichte zu erholen. Aber wir werden uns erholen.«
Bleibt noch die Frage, was aus dem Mann wird, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sich die Politik am Mittwoch so verschanzen muss. Präsident Donald Trump hatte seine Anhänger über Wochen und Monate angestachelt, bevor es zur Eskalation gab. Nun droht ihm ein Amtsenthebungsverfahren. Der Ausgang ist noch unklar, allerdings haben sich mittlerweile erste Republikaner im Repräsentantenhaus bereiterklärt, das Impeachment mit zu tragen.