Zwist im Königshaus Putschversuch in Jordanien? Militär setzt mächtige Politiker fest

Jordanische Palastwache (Archivbild)
Foto: - / AFPIn Jordanien sind nach Angaben des Militärs mehrere prominente Personen festgenommen worden. Darunter seien der ehemalige Finanzminister Bassem Awadallah sowie das Mitglied des Königshauses Scharif Hassan Ben Said, teilte Armeechef Jussef Huneiti am Samstagabend über die Staatsmedien mit. Die Rede ist von »Sicherheitsermittlungen«.
Auf im Internet veröffentlichten Videos war ein großes Aufgebot von Sicherheitskräften in der Nähe des Königspalasts in Amman zu sehen.
Armeechef Huneiti dementierte allerdings Medienberichte, wonach auch der ehemalige Kronprinz Prinz Hamsa bin Hussein, ein Halbbruder von König Abdullah II., festgenommen wurde. Hamsa sei vielmehr aufgefordert worden, »Handlungen zu unterlassen, die ausgenutzt werden können, um die Sicherheit und Stabilität Jordaniens zu gefährden«. Eine Stellungnahme der Regierung lag zunächst nicht vor.
Welche Rolle spielt der Halbbruder des Königs?
Die »Washington Post« hatte berichtet, dass Sicherheitskräfte Hamsa und etwa 20 weitere Personen im Zusammenhang mit einer »Bedrohung der Stabilität des Landes« festgenommen hätten. Dies sei im Rahmen von Ermittlungen zu einem Komplott geschehen, das offenbar auf den Sturz von Abdullah II. abgezielt habe. Der Monarch hatte den Thron 1999 nach dem Tod seines Vaters König Hussein bestiegen.
Dagegen sagten zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters, Hamsa sei nicht in Haft.
Hamsa selbst wiederum verbreitete am späten Samstagabend, er sei unter Hausarrest gestellt worden. Die britische BBC veröffentlichte am späten Samstagabend ein Video, das der 41 Jahre alte Prinz aus seinem Arrest aufgenommen und dem Sender mithilfe seines Anwalts zugespielt haben soll. Darin erhebt er schwere Vorwürfe gegen seinen Halbbruder, König Abdullah II.
Der Generalstabschef habe ihn am Samstagmorgen besucht und ihn informiert, dass er das Haus nicht verlassen und keinen Kontakt nach außen haben dürfe, sagt Prinz Hamsa in dem Video. Seine Telefon- und Internetverbindung seien gekappt worden. Hintergrund sei Kritik am König bei Treffen, an denen er teilgenommen habe. »Ich bin nicht Teil irgendeiner Verschwörung oder ruchlosen Organisation oder Gruppe mit ausländischer Unterstützung«, sagt Prinz Hamsa weiter.
Zahlreiche Staaten – darunter die USA, Ägypten, Saudi-Arabien, Bahrain, Kuwait und der Libanon – erklärten in ersten Reaktionen ihre Solidarität mit König Abdullah. Jordanien ist ein wichtiger Verbündeter der USA in der Region.
Hamsa war ursprünglich von seiner Mutter, Königin Nur, auf den Thron vorbereitet worden. Allerdings verstieß ihn König Abdullah 2004 als Kronprinz. Der König machte stattdessen überraschend den Weg für seinen damals achtjährigen Sohn frei. Insidern zufolge hat Hamsa seitdem versucht, wichtige Stämme für sich zu gewinnen und auch Oppositionspolitiker angezogen. Dies missfalle dem König.
»Niemand steht über dem Gesetz«
Es laufe eine Untersuchung, und die Ergebnisse würden später mitgeteilt, kündigte Generalstabschef Huneiti an. »Niemand steht über dem Gesetz«, betonte er. »Die Sicherheit und die Stabilität Jordaniens gehen über alles.«
Die »Washington Post« berichtete unter Berufung auf hochrangige Geheimdienstvertreter aus dem Nahen Osten, Palastvertreter hätten die Verschwörung als »komplex und weitreichend« beschrieben. An ihr seien mindestens ein weiteres Mitglied des jordanischen Königshauses sowie Stammesführer und Vertreter der Sicherheitsbehörden beteiligt gewesen.
Unbestätigten Berichten zufolge wurde auch Prinz Hamsas Büroleiter Jassir Madschali festgenommen. Seine Nichte Basma schrieb bei Twitter, dass Madschali nach einer Razzia an einen unbekannten Ort gebracht worden sei.