Jugoslawien Bomben auf Belgrad
Belgrad - Laut amtlicher Nachrichtenagentur Tanjug wurden bei den Bombenangriffen zwei Menschen getötet und rund 13 verletzt. In Belgrad wurde nach Berichten des jugoslawischen Krisenzentrums das wichtigste Heizkraftwerk der Stadt getroffen. Das serbische Fernsehen zeigte Bilder der in Flammen stehenden Anlage in der Belgrader Neustadt. Am Vormittag heulten in Belrad erneut die Sirenen, um vor einem bevorstehenden Luftangriff zu warnen.
Bei dem nächtlichen Angriff seien mindestens drei Menschen, vermutlich Nachtarbeiter, verletzt worden. Getroffen worden seien auch eine Polizeiakademie in der Vorstadt Banjica sowie ein 120 Kilometer südlich von Belgrad gelegenes Brennstoffdepot, hieß es in den staatlichen Medien. Ferner habe die Nato eine bereits zuvor bombardierte Fabrik in Cacak zerstört. Am Samstag abend zerstörte die Nato nach Berichten des staatlichen serbischen Fernsehen eine zweite Donaubrücke zwischen Novi Sad und Sremska Kamenica, wie das Fernsehen berichtete. Wie es weiter hieß, wurde auch eine Donaubrücke in Backa Palanka nahe der jugoslawisch-kroatischen Grenze zerstört. Kroatische Medien sprachen lediglich von einer Beschädigung der Brücke. Eigentliches Ziel des Angriffs sei eine Militärfabrik in Backa Palanka gewesen. An den Angriffen auf Jugoslawien waren erneut auch zwei Tornados der Bundeswehr beteiligt, die nach Angaben des Bonner Verteidigungsministeriums sicher zu ihrem Stützpunkt im norditalienischen Piacenza zurückkehrten. Der britische Premierminister Tony Blair lehnt wie Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping den Einsatz von Nato-Bodentruppen im Kosovo weiter ab. In einem Artikel für die Zeitung "Sunday Telegraph" schrieb er, daß die Entvölkerung des Kosovos während der Aufstellung einer Nato-Eingreiftruppe weitergehen würde, wie die Nachrichtenagentur PA meldete. In der "Sunday Times" hieß es dagegen, daß die Nato, das amerikanische und das britische Verteidigungsministerium eine Invasion des Kosovos mit 60.000 Soldaten planten.
Die USA verstärken ihre militärische Präsenz in der Adria weiter und entsenden den Flugzeugträger "Theodore Roosevelt" mit knapp 50 Kampfflugzeugen. Unterdessen wird erwartet, daßam Sonntag die ersten vier von acht russischen Kriegsschiffen auf ihrem Weg vom Schwarzen Meer in die Adria den Bosporus und die Dardanellen passieren werden.
Die USA wollen ferner von Militärbasen in Deutschland aus mit zwölf zusätzlichen F-117-Tarnkappen-Kampfbombern die Schlagkraft der Nato stärken. Die schwer vom Radar zu erfassenden Flugzeuge sollen heute (Sonntag) auf dem Stützpunkt Spangdahlem in der Eifel eintreffen und von dort aus operieren. Das kündigte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Kenneth Bacon, in Washington an.