Offener Brief an britische Innenministerin Ärzte sorgen sich um Gesundheit von WikiLeaks-Gründer Assange

Julian Assange sitzt in Großbritannien eine Haftstrafe ab. Vor Gericht machte er zuletzt einen verwirrten Eindruck. Nun warnen Dutzende Ärzte: Es bestehe Gefahr, dass er "im Gefängnis sterben könnte".
Unterstützer von Assange in London: Mediziner verlangen Verlegung ins Krankenhaus

Unterstützer von Assange in London: Mediziner verlangen Verlegung ins Krankenhaus

Foto: Hollie Adams/ Getty Images

"Die medizinische Lage ist dringend. Es gibt keine Zeit zu verlieren": Mit einem dringenden Appell haben sich mehr als 60 Mediziner an die britische Innenministerin Priti Patel gewandt. Hintergrund ist der Gesundheitszustand von Julian Assange.

Der WikiLeaks-Gründer benötige dringend physische und psychologische Hilfe. Dafür müsse er aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Belmarsh südöstlich von London in eine Universitätsklinik verlegt werden, schrieben die Ärzte in einem offenen Brief. Andernfalls bestünden "wirkliche Sorgen", dass Assange "im Gefängnis sterben könnte".

Bei ihrer Einschätzung stützten sich die Mediziner nach eigenen Angaben auf Augenzeugenberichte von Assanges Gerichtstermin am 21. Oktober sowie auf einen Bericht von Uno-Berichterstatter Nils Melzer. Die Ärzte äußerten Zweifel daran, dass Assange fit genug ist für die anstehenden Anhörungen zur von den USA beantragten Auslieferung.

Bei dem Gerichtstermin hatte Assange einen verwirrten Eindruck gemacht. Der Australier gab an, er könne "nicht klar denken". So konnte er sich scheinbar nicht an sein Geburtsdatum erinnern und erklärte der Richterin nach Abschluss der Anhörung, er habe nicht genau verstanden, was im Gerichtssaal passiert sei (ein Interview mit dem Vater von Assange lesen Sie hier).

Gerichtszeichnung von Assange bei Anhörung in London

Gerichtszeichnung von Assange bei Anhörung in London

Foto: Julia Quenzler/Handout via REUTERS

Seit April sitzt Assange in Großbritannien eine fast einjährige Haftstrafe wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen ab. Zuvor hatte er sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London versteckt, um einer Auslieferung nach Schweden wegen der Vergewaltigungsvorwürfe zu entgehen. Die schwedische Justiz hatte vergangenen Dienstag die Ermittlungen gegen Assange wegen mutmaßlicher Vergewaltigung eingestellt.

In den USA ist der WikiLeaks-Gründer wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Verstößen gegen das Anti-Spionage-Gesetz angeklagt. Derzeit läuft das Auslieferungsverfahren dazu in Großbritannien. Im Falle eines Schuldspruchs in allen Anklagepunkten in den USA droht ihm dort lebenslange Haft.

vks/AFP
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