Kabinettsumbildung Gonzales wird neuer US-Justizminister

Nach den Rücktritten von Justizminister John Ashcroft und Handelsminister Don Evans hat US-Präsident George W. Bush den ersten Schritt einer umfassenden Kabinettsumbildung eingeleitet. Er berief den Texaner und prominentesten "Latino" in seiner Führungsriege, Alberto Gonzales, zu Ashcrofts Nachfolger.

Washington - Die Ernennung Gonzales muss noch vom Kongress bestätigt werden. Die Anhörungen beginnen wahrscheinlich im Januar. Gonzales wäre der erste US-Justizminister aus der wachsenden Bevölkerungsgruppe der "Latinos", den aus Lateinamerika stammenden Amerikanern, die Bush letztendlich entscheidend zur Wiederwahl verholfen hatte.

Der 49-Jährige gilt als moderater als Ashcroft und langjähriger Freund von Bush aus ihrer gemeinsamen Zeit in Texas. Er stammt aus einer ärmlichen Familie mexikanischen Ursprungs, absolvierte die Harvard-Universität und war Mitglied des Obersten Gerichtshofes in Texas, dem Heimatstaat von Präsident Bush.

Außenminister Colin Powell und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gelten als weitere Kandidaten, die dem Kabinett für die zweite Amtszeit von Bush nicht mehr angehören könnten. Powell hat sich bisher nicht öffentlich auf seine Zukunftspläne festlegen wollen.

Bush habe die Rücktrittsgesuche von Ashcroft und Evans bereits angenommen, sagte Sprecher Scott McClellan. Ashcroft, der als Vertreter der christlichen Rechten im Kabinett saß und als entschlossener Verfechter der umstrittenen Anti-Terror-Maßnahmen nach dem 11. September 2001 bekannt wurde, erklärte in seinem handschriftlichen Rücktrittsgesuch, eine Gewährleistung der Sicherheit vor Terror und Verbrechen sei erreicht worden. Das Justizministerium würde nun von einer neuen Leitung und frischer Inspiration profitieren, er wolle sich mit seinen "Energien und Talenten" anderen Herausforderungen stellen.

Evans will nach seinen eigenen Worten wieder in seine Heimat Texas zurückkehren. Als einer der Kandidaten für die Nachfolge des 58-Jährigen, einem langjährigen engen Freund des Präsidenten, gilt Mercer Reynolds, der Finanzchef von Bushs Wahlkampfteam. Er hatte vor der Präsidentenwahl am 2. November rund 260 Millionen Dollar für Bush gesammelt.

Aus Rumsfelds Umfeld verlautete, der Verteidigungsminister wolle seinen Job zumindest für einen Teil von Bushs zweiter Amtszeit behalten. Rumsfeld selbst wollte sich gestern in einer Pressekonferenz nicht zu einer Entscheidung äußern. Als Nachfolgerin sowohl von Rumsfeld als auch von Powell werden unter anderem Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice Chancen eingeräumt. Auch der stellvertretende Verteidigungsminister Paul Wolfowitz wird immer wieder als potenzieller Nachfolger von Rumsfeld genannt.

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