

Damaskus - Das staatliche syrische Fernsehen sprach von einer großangelegten "Operation zur Säuberung Aleppos von bewaffneten terroristischen Gruppen": Den zweiten Tag in Folge feuerte die Regierungsarmee aus Hubschraubern und Panzern auf die nordsyrische Stadt Aleppo, 2,5 Millionen Menschen leben in der Hochburg der Aufständischen. Trotz ihrer Offensive konnten die syrischen Regierungstruppen Aleppo bisher nicht wieder unter ihre Kontrolle bringen.
Für die in Aleppo verbliebenen Zivilisten wird die Lage immer bedrohlicher: Es gibt keinen Strom und auch kein Wasser mehr, die Lebensmittel werden knapp. Die meisten Menschen suchen Schutz in Kellern, Schulen oder öffentlichen Parks außerhalb der Kampfzone. Und immer mehr Zivilisten fliehen vor den Kämpfen: Nach Angaben der Uno-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos waren es 200.000 Menschen innerhalb von 48 Stunden. Zudem seien durch die Offensive der Truppen von Präsident Baschar al-Assad zahlreiche Hilfsbedürftige in Aleppo eingeschlossen.
Amos forderte freien Zugang nach Aleppo für Hilfsorganisationen. Sie müssten die Möglichkeit erhalten, den Bedürftigen Nahrung, Wasser und Decken zur Verfügung zu stellen. Momentan sei es sehr schwierig, zu den Flüchtlingen vorzudringen, die versuchen, sich aus Aleppo, Hama und anderen umkämpften Gebieten in Sicherheit zu bringen. Die kämpfenden Parteien forderte Amos dazu auf, "Zivilisten nicht als Zielscheiben" auszuwählen.
Machtprobe für die Regierung
In Jordanien - wohin sich derzeit täglich 2000 Syrer retten - öffnete das erste offizielle Lager für Zehntausende Flüchtlinge. Außenminister Nassir Dschuda sagte bei der Einweihung des Lagers Mafrak an der jordanisch-syrischen Grenze, sein Land tue sein Mögliches für die Sicherheit der Flüchtlinge und bemühe sich zugleich um eine politische Lösung des Konflikts in Syrien. Nach Angaben des Ministers ist das Lager für bis zu 120.000 Flüchtlinge ausgelegt.
Die Schlacht um das wirtschaftliche Zentrum des Landes gilt als wichtige Machtprobe für die Regierung, die große militärische Ressourcen in die Kämpfe um die Städte Aleppo und die Hauptstadt Damaskus gesteckt hat. Die den Rebellen nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London bezeichnete die jüngste Schlacht als bisher schwerste militärische Konfrontation in Syrien seit dem Beginn der Revolte gegen Machthaber Assad im März 2011. Den Angaben zufolge wurden allein am Samstag landesweit 168 Menschen getötet, darunter 94 Zivilisten, 41 Soldaten und 33 Rebellen.
Der Syrien-Sondervermittler Kofi Annan appellierte an die Konfliktparteien, jedes weitere Blutvergießen zu verhindern. Und der französische Präsident François Hollande forderte den Uno-Sicherheitsrat auf, so schnell wie möglich einzugreifen.
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Ein Mitglied der Rebellenarmee FSA am Stadtrand von Aleppo. Den zweiten Tag in Folge steht die Rebellenhochburg unter Beschuss. Hunderttausende Zivilisten sind vor den Kämpfen geflüchtet.
Rauchschwaden über Aleppo: Regierungstruppen versuchen gegen die Rebellentruppen vorzugehen - flankiert von Raketen und Kampfhubschraubern.
Ein Mitglied der Rebellenarmee FSA in einem von den Aufständischen kontrollierten Stadtviertel von Aleppo. Die Assad-Truppen versuchen, mit Panzern in die Stadt vorzudringen - bisher vergeblich.
Im Stadtteil Schaar haben Rebellen eine Polizeistation überrannt - die Gefangenen stehen mit erhobenen Händen vor einer Wand.
Das Regime hat mit dem Einsatz von Chemiewaffen gedroht - in Aleppo liefert ein Lastwagen eine ganze Ladung mit Gasmasken vor einem Stützpunkt der Rebellen ab.
Produktion von Molotowcocktails: Regimegegner in Aleppo fertigen die Brandsätze gleich kistenweise an.
Ein syrischer Aktivist feuert im Zentrum von Aleppo auf Truppen Assads.
Kämpfe in Aleppo: Zwei Rebellen haben sich im Müll auf der Straße versteckt.
Seifenoper, Kochshows, seichter Talk: In den Staatsmedien findet der Bürgerkrieg nicht statt - das Programm läuft weiter, als gäbe es die Kämpfe und die vielen Toten nicht.
Auffanglager nordöstlich der jordanischen Hauptstadt Amman: Derzeit überqueren täglich etwa zweitausend Syrer die Grenze.
Grund für die massenhafte Flucht ist die Eskalation der Gewalt in Syrien: Hier inspiziert ein Rebell in der Stadt Atarib in der Provinz Aleppo einen zerstörten Panzer.
In der wichtigen Wirtschaftsregion Aleppo kommt es seit Tagen zu erbitterten Kämpfen zwischen Aufständischen und den Truppen der Regierung.
Rauch über Aasas, einem Dorf im Norden von Aleppo. Assad setzt nach Angaben von internationalen Journalisten im Kampf gegen die Rebellen jetzt auch Kampfflugzeuge ein.
In Jordanien hat am Sonntag ein Flüchtlingslager mit Platz für insgesamt 140.000 Menschen geöffnet.
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