Kämpfe in Bagdad
Blutige Nacht in Schiiten-Hochburg
Der Aufstand der Schiiten gegen die Besatzungstruppen im Irak weitet sich aus: Nach US-Angaben kamen bei einem Gefecht im Bagdader Armenviertel Sadr City, Hochburg des Geistlichen Muktada al-Sadr, sieben US-Soldaten ums Leben. Ärzte berichten von bis zu 90 getöteten Irakern, darunter etlichen Kindern.
Bagdad/Washington - Miliz-Kämpfer al-Sadrs hätten in dem
Armenviertel versucht, Polizeiwachen und Verwaltungsgebäude unter
ihre Kontrolle zu bringen, teilte das US-Militär mit. "Die Koalitionsstreitkräfte und irakische
Sicherheitskräfte haben dies um den Preis von sieben getöteten
US-Soldaten und mehr als zwei Dutzend Verwundeten verhindert", hieß
es in der Erklärung.
Nach Angaben von Krankenhausärzten kamen auch 90 Iraker ums Leben. Unter den Toten
seien auch mehrere Kinder. Zu den bisher blutigsten bewaffneten Zusammenstößen seit
Kriegsende kam es, als die "Mehdi-Armee", die verbotene Miliz al-Sadrs, versuchte, Polizeiwachen und
andere Amtsgebäude in der Armen-Vorstadt unter ihre Kontrolle zu
bringen. Das US-Militär ging massiv gegen die Milizionäre vor.
Ein Fotograf der Europäischen Presse-Agentur (epa) beschrieb die
Lage in Sadr-City am Montagmorgen als ruhig. In den Straßen waren US-
Panzer zu sehen.
In Basra besetzten unterdessen rund 1000 radikale Schiiten das Verwaltungsgebäude der südirakischen Stadt. Die
britischen Truppen in Basra hätten zunächst nicht eingegriffen, berichteten die britischen Sender BBC und Sky News.
Ein weiterer US-Soldat und ein Soldat aus El Salvador kamen bei
Kämpfen in der Stadt Nadschaf ums Leben, wie das spanische
Verteidigungsministerium mitteilte. Nach Angaben der örtlichen
Gesundheitsbehörden wurden in Nadschaf 22 Iraker getötet.
Entzündet hatten sich die Proteste an der Festnahme eines
Sadr-Vertrauten und am Verbot einer Sadr-nahen Zeitung durch
die US-geführte Zivilverwaltung. Das Gefecht ereignete sich wenige Stunde nach einem Angriff von Sadrs
Anhängern auf eine spanische Kaserne bei der heiligen Stadt
Nadschaf. Dabei waren mindestens 20 Iraker sowie ein
US-Soldat und ein Soldat aus El Salvador getötet und 210 Menschen
verletzt worden.
An den Kämpfen bei Nadschaf
waren auch zahlreiche Mitglieder der verbotenen Mehdi-Miliz
beteiligt. Die meisten der irakischen
Toten dort trugen die schwarze Uniform der Miliz, wie ein
Reuters-Korrespondent berichtete.
Nach den Krawallen vom Wochenende wachsen in den USA die Zweifel, dass im Irak bis zum 30. Juni eine Übergangsregierung gebildet werden kann.
Es gebe noch zu viele Fragen hinsichtlich
dessen, was nach der Bildung einer Übergangsregierung geschehe,
sagte der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses des US-Senats,
Richard Lugar, im ABC-Fernsehen.
Das Weiße Haus bekräftige dagegen das Festhalten an dem
bisherigen Zeitplan. Die Regierung habe nicht die Absicht, vom 30.
Juni als Termin für die Übergabe der Macht an eine irakische
Übergangsregierung abzurücken, sagte ein Sprecher, Brian Besanceney.
Zu diesem Zweck würden die USA und ihre Koalitionspartner weiter eng
mit den irakischen Führungspersonen und dem irakischen Volk
zusammenarbeiten. "Die Vereinigten
Staaten werden im Irak bleiben, bis die Arbeit getan ist und es einen
freien, friedlichen und demokratischen Irak für das irakische Volk
gibt", sagte der Sprecher. Dies sei wichtig für die Stabilisierung der gesamten Region.