Luftangriffe Iran bombardiert IS-Stellungen im Irak

Mit Sorge beobachtet Iran den Vormarsch der IS-Terroristen im Irak. Nun hat das Regime in Teheran laut US-Verteidigungsministerium erstmals eigene Luftangriffe im Nachbarland gestartet - ohne Absprache mit den USA.
Iranische Kampfjets (Archivbild): Koordinierte Politik mit dem Pentagon

Iranische Kampfjets (Archivbild): Koordinierte Politik mit dem Pentagon

Foto: Abedin Taherkenareh/ dpa

Washington - Im Kampf gegen die Dschihadisten der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) fliegt nun anscheinend auch Iran Luftschläge. Pentagon-Sprecher John Kirby sagte dem US-Fernsehsender CNN und der Nachrichtenagentur AP, die USA hätten Hinweise darauf, dass Iran "in den vergangenen Tagen" im Osten des Landes IS-Ziele bombardiert habe. Die Einsätze seien unabhängig von den Luftschlägen der von den USA geführten Koalition geflogen und nicht mit den USA koordiniert worden.

Das US-Militär würde weiterhin im Irak Angriffe gegen den IS aus der Luft starten und dies mit der irakischen Regierung abstimmen. Mögliche Konflikte im Luftraum zu verhindern, sei Aufgabe Bagdads: "Es hat sich nichts an unserer Politik geändert, dass wir unsere militärischen Aktivitäten nicht mit den Iranern koordinieren." Den USA sei aber bekannt, dass Iran und der Irak in militärischen Fragen "kommunizieren".

Das britische Rüstungsfachblatt "Jane's Defense Weekly" und die israelische Tageszeitung "Haaretz" hatten zuvor berichtet, in einem Video des Fernsehsenders Al-Jazeera, das Ende November in der ostirakischen Provinz Dijala aufgenommen worden war, einen iranischen Kampfjet entdeckt zu haben. Die Bilder hätten ein Kampfflugzeug des Typs F-4 Phantom gezeigt und außer Iran setze in der Region nur die Türkei Flugzeuge dieses Typs ein.

"Irak braucht die Hilfe all seiner Freunde"

Iran ist zwar eine islamische Republik, aber mehrheitlich schiitisch. Die IS-Kämpfer sind radikale Sunniten und halten Schiiten für Irrgläubige, die den Tod verdienen. Mit dem Irak erobern sie Teherans "Hinterhof": Sie kontrollieren Städte nur wenige Dutzend Kilometer von der iranischen Grenze entfernt. IS droht zudem, die irakischen Städte Nadschaf und Kerbala zu zerstören - sie gehören für alle Schiiten, auch die iranischen, zu den wichtigsten Heiligtümern.

Das Regime in Teheran ist, was den Einsatz der Revolutionsgardisten im Ausland angeht, ausgesprochen wortkarg. Vom derzeitigen Einsatz im Irak war lediglich bekannt, dass Iran die irakischen Sicherheitskräfte mit Drohnen und Kriegsausrüstung unterstützt und General Kassim Soleimani, den Chef der für Auslandseinsätze zuständigen Elitetruppe der iranischen Revolutionsgarden, als Militärberater zu den irakischen Milizen geschickt hat.

Den Bericht des Pentagons über Luftangriffe auf IS-Stützpunkte bezeichnete das Regime als "nicht genau, daher auch nicht korrekt". "Die iranische Strategie (zur Bekämpfung des IS) hat sich nicht geändert", sagte Außenamtssprecherin Marsieh Afcham am Mittwoch, ohne jedoch ein klares Dementi abzugeben.

Die "Washington Post" berichtete unter Berufung auf einen anonymen Informanten aus dem US-Militär, an den Luftschlägen seien mehrere iranische Kampfjets beteiligt gewesen. Ein Sprecher des irakischen Premierministers Haider Al-Abadi bestätigte der Zeitung, dass Iran militärische Berater ins Land geschickt habe, "wie die Amerikaner", wollte aber die Luftschläge nicht kommentieren. Iran sei einer der wichtigsten Partner im Kampf gegen den IS, so der Sprecher: "Der Irak braucht die Hilfe all seiner Freunde."

Der irakische Premier Abadi selbst sagte am Montag in einem Interview mit einem libanesischen Fernsehsender, Iran habe im Gegensatz zum Westen nicht mit der Hilfe für sein Land gezögert.

Treffen der Anti-IS-Koalition in Brüssel

Die USA und Iran kämpfen im Irak zwar gegen denselben Feind, aber mit ihren unterschiedlichen Ansätzen könnten sie sich schon bald in die Quere geraten. US-Präsident Barack Obama will in den nächsten Jahren Armee und Politik des Irak unter Einbindung aller Konfessionen erneuern. Die Sicherheitskräfte sollen ein Schmelztiegel aller Glaubensrichtungen und Ethnien werden. Teheran hat sich mühsam und kostspielig Einfluss im Nachbarland erarbeitet und möchte diese Macht nicht einfach abgeben.

Spitzenvertreter des US-geführten Bündnisses gegen den IS, zu dem neben Deutschland auch islamische Länder wie Saudi-Arabien und die Türkei gehören, wollen am Mittwoch in Brüssel ihre politische Strategie festzurren. Ziel der Beratungen soll sein, alle 58 Partner auf einen gemeinsamen Ansatz zu verpflichten.

Iran gehört nicht zu dem Bündnis, da sich die USA bisher gegen eine Beteiligung Teherans gesträubt haben.

vet/AP/dpa/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren