Kampf gegen Taliban Rice warnt vor Scheitern der Afghanistan-Mission
Stellarton - Die Lage in Afghanistan sei wegen der zunehmenden Gewalt "sehr schwierig", sagte Rice in einer Rede im kanadischen Stellarton. "Wenn wir zulassen, dass in dieser strategischen Lage ein gescheiterter Staat entsteht, werden wir dafür teuer bezahlen." Dies habe sich vor dem Sturz der Taliban-Regierung gezeigt, als Afghanistan ein "gescheiterter Staat" gewesen sei und der Qaida und ihrem Führer Osama Bin Laden als Unterschlupf diente.
Die internationale Gemeinschaft müsse deshalb ihr Engagement in Afghanistan aufrecht erhalten, forderte Rice. "Wir sind es den Afghanen schuldig, ihnen zu helfen und die Aufgabe zu Ende zu bringen." Afghanistan müsse seine "demokratische Entwicklung" fortsetzen und ein stabiler Staat werden. Andernfalls werde ein Machtvakuum entstehen, das zu einer weiteren Destabilisierung führen werde.
Die USA fordern deshalb Verstärkung durch ihre Nato-Verbündeten in Südafghanistan an. Spätestens Anfang Oktober seien dort mehr Truppen nötig, da danach bald der Winter in Afghanistan beginne, sagte die US-Botschafterin bei der Nato, Victoria Nuland, dem britischen Rundfunksender BBC. "Wir hätten gerne mehr Schlagkraft in dieser Mission".
Die USA, Großbritannien, Kanada und die Niederlande engagierten sich bereits. Jetzt seien weitere Verbündete nötig, die sich nicht nur an der Stabilisierung des Landes beteiligen wollten, sondern auch an den Kämpfen. Nuland betonte, dies sei ein strategisch wichtiger Moment im Kampf gegen die Taliban.
Aber die Verbündeten winken ab. Ungeachtet der schwierigen Sicherheitslage in Afghanistan ist derzeit kein Nato-Mitglied bereit, zusätzliche Soldaten in das Land zu schicken. Bei einer Truppenstellerkonferenz gaben die beteiligten Staaten keine Zusage für eine Verstärkung ihrer Truppen. Auch die Bundesregierung kam den Bitten nicht nach und beschloss heute die Verlängerung des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan, ohne das Mandat zu verändern.
Britische Soldaten schilderten in der Zeitung "Independent" den schwierigen Kampf gegen die Taliban. "Wir kämpfen wieder an Orten, wo wir schon gekämpft haben. Wir haben sie zu Dutzenden getötet, aber immer mehr kommen", berichtete ein Angehöriger der Truppen." Er vermisste auch eine ausreichende Unterstützung. So habe man dringend benötige Hubschrauber nicht bekommen.
Probleme gebe es auch mit den afghanischen Truppen. Viele Soldaten würden nicht gut genug bezahlt. Viele Polizisten würden Auseinandersetzungen mit den Taliban scheuen - aus Angst oder aus Sympathie mit ihnen. Die kommenden Monate seien für den Kampf "entscheidend".
als/AFP/Reuters