Kampftruppen-Einsatz US-Kommandeur sieht jahrelange Präsenz im Irak

Auch eine neue Großoffensive amerikanischer und einheimischer Truppen kann die Gewalt im Irak nicht eindämmen. Angesichts des blutigen Chaos rechnet der neue Befehlshaber der US-Kampftruppen, Odierno, mit einem mindestens dreijährigem Einsatz.

Berlin - "Der Auftrag besteht nun darin, den Aufstand niederzuschlagen und die irakischen
Sicherheitskräfte auszubilden", sagte am Sonntag Generalleutnant Raymond Odierno, der vor einem Monat den Posten als zweithöchster US-Soldat im Irak übernommen hatte und Kommandeur der US-Kampftruppen im Lande ist. "Die Frage wird sein, ob wir bereit sind, zwei oder drei Jahre zu warten, oder ob wir es beschleunigen wollen", so der Offizier weiter.

Odierno betonte, im Irak seien Zeit und Geduld nötig.
"Leider beginnen wir, einen Mangel an Geduld zu zeigen",
kritisierte er. Er halte das Problem aber für zu wichtig, um
ungeduldig zu werden. Mit Blick auf eine von Iraks
Ministerpräsident Nuri al-Maliki angekündigte neue Offensive in
Bagdad sagte Odierno, entscheidender als bloße
Truppenaufstockungen sei ein ausgewogenes Vorgehen. Das Militär müsse Gebiete auch halten, aus denen es die Aufständischen vertrieben habe.

Außerdem müsse es gegen sunnitische und
schiitische Extremisten gleichermaßen vorgehen.
US-Präsident George W. Bush will frühestens am Mittwoch
seine neue Irak-Strategie vorstellen. Verteidigungsminister
Robert Gates hat dafür einem Fernsehbericht zufolge eine Aufstockung der amerikanischen Truppen empfohlen - trotz des
Widerstands der Demokraten, die seit kurzem den US-Kongress
kontrollieren. Bush hatte am Freitag mit umfangreichen Umbesetzungen in Militär und Regierung die Neuausrichtung eingeleitet.

Dass er der Forderung nach einem schrittweisen Truppenabzug nachkommen wird, wie sie jüngst von der unabhängigen Expertenkommission um Ex-Außenminister James Baker erhoben wurde, gilt als unwahrscheinlich.

Trotz einer neuen Offensive zur Eindämmung der Gewalt in Bagdad sind bei Anschlägen und Angriffen in der irakischen Hauptstadt am Wochenende wieder zahlreiche Menschen getötet worden. Landesweit gab es laut Polizei mehr als 100 Todesopfer. Die neue Sicherheitsoffensive für die Hauptstadt werde mit Rückendeckung der US-Truppen umgesetzt, erklärte Ministerpräsident Nuri al-Maliki in einer Rede zum 85. Jahrestag der Gründung der irakischen Streitkräfte am Samstag.

Nach Angaben eines Vertrauten stellte der Regierungschef dafür 20.000 Soldaten ab. Wer auf den Straßen mit einer Waffe angetroffen werde, werde festgenommen, sagte Hassan al Suneid. Der Sicherheitsplan soll nach Angaben von Beratern Al-Malikis zur neuen Irak-Strategie der US-Regierung beitragen.

sev/dpa/rtr

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