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Kanadas boxende Politiker: Ring frei!

Foto: CHRIS WATTIE/ REUTERS

Promi-Boxen Kanadische Spitzenpolitiker prügeln sich im Ring

Zwei Spitzenpolitiker mit blanker Brust verhauen sich - geht das? In Kanada schon. Dort steigen der Senator Brazeau und der Abgeordnete Trudeau für einen Kampf in den Ring. Schon das offizielle Wiegen ist eine eindrucksvolle Show.

Ottawa - Der eine wiegt 79 Kilogramm und ist 1,88 Meter groß, der andere misst 1,78 Meter und bringt 83 Kilo auf die Waage. Den einen ziert ein kleines Tattoo am linken Oberarm, beim anderen zieht sich die Kriegsbemalung über die gesamte linke Schulter. Der Dünne verfügt laut einem kanadischen Boxexperten über eine "gute Gerade", der Kurze sei "klein, stämmig und wirklich stark".

"Ich kann nicht verlieren", sagt der eine.
"Das Ziel ist der Sieg", orakelt der andere.

Beste Bedingungen für einen spektakulären Boxkampf - um so mehr, als am Samstag nicht zwei professionelle Boxer in den Ring treten werden, sondern zwei Politiker. Wenn die Glocke zum Kampf ertönt, dann schwingen Justin Trudeau, 40, und Patrick Brazeau, 37, die Fäuste. Brazeau ist konservativer Senator, Trudeau liberaler Abgeordneter im kanadischen Parlament.

Was sie in den Ring führt? Eine Charity-Aktion, um Geld für den Kampf gegen Krebs zu sammeln. "Fight for the Cure", heißt die Aktion, die einmal pro Jahr stattfindet und bei der Prominente für die gute Sache kämpfen.

In kurzen Hosen auf der Waage

In kanadischen Medien ist der Termin bereits im Vorfeld ein großes Ereignis. Kameras und Reporter waren zur Stelle, als Trudeau und Brazeau zum offiziellen Wiegen auftraten. Zuerst entblößte Brazeau seine Brust und zeigte seinen mächtigen Bizeps, dann folgte Trudeau. Nur in kurzen Hosen standen die beiden sich dann gegenüber, mal beide mit emporgereckten Fäusten, mal simulierten sie für die Fotografen den Kampf, der am Samstag zu erwarten ist.

Die Karten für einen Platz in Ringnähe im Hampton Convention Centre kosten für den Kampf am Samstag 250 Dollar, berichtet die Online-Seite citytv.com, ein ganzer Tisch für mehrere Personen schlägt mit 3000 Dollar zu Buche. Die Organisatoren hoffen, mit der Aktion 200.000 Dollar einzunehmen, im vergangenen Jahr kamen sie auf 150.000 Dollar.

Für Trudeau und Brazeau hat die Teilnahme an der Aktion auch einen sehr persönlichen Hintergrund: Brazeaus Mutter starb an Lungenkrebs, Trudeaus Vater - der frühere Premierminister Pierre Trudeau - starb im September 2000 nach einer Prostatakrebs-Erkrankung.

"Wenn ich im Ring bin, werde ich an meinen Vater denken, nicht wegen seines Todes, sondern wegen seines Lebens", sagte Justin Trudeau laut "Postmedia News". Sein Vater habe ihn gelehrt, stark zu sein und zu kämpfen. Er wisse, was es für jemanden bedeute, gegen Krebs zu kämpfen, erklärte Brazeau.

"Ich bin der bessere Boxer"

Drei Runden à zwei Minuten - so lange wird gekämpft, Brazeau und Trudeau werden Mund- und Kopfschutz tragen. Verbal haben sie sich schon vorab kleine Gefechte geliefert: Beim Boxen gehe es nicht nur um Kraft, sondern auch um Leidenschaft und Strategie, sagte Trudeau - und fügte hinzu: "Ich glaube, ich kann ihn in allen drei Bereichen schlagen."

Er habe immer klar gesagt, dass es ihm kein Problem bereiten würde, Trudeau in dem Kampf Schmerzen zuzufügen, sagte Brazeau: "Es ist ein Boxkampf - und kein Aerobic."

Trudeau hat in den vergangenen Wochen hart für den Kampf trainiert, unerfahren ist er nicht: Schon vor 20 Jahren hat er damit begonnen, in seiner Freizeit zu boxen, um in Form zu bleiben. Trotzdem wird es ein schwerer Kampf für ihn: Brazeau, Aktivist der kanadischen Ureinwohner vom Stamm der Algonkin, verfügt über einen schwarzen Gürtel in Karate. "Ich bin der bessere Boxer als er, es geht hier nicht um Karate", sagt Trudeau trotzig.

Die Wetten stehen trotzdem gegen ihn, Brazeau gilt bei den Buchmachern als 3:1-Favorit.

hen

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