Vereitelte Flugzeug-Entführung: Viele Tote bei Taliban-Angriff in Karatschi
Foto: Stringer/ dpaKaratschi - Bei einem Terrorangriff auf den Flughafen der pakistanischen Hafenstadt Karatschi sind nach offiziellen Angaben insgesamt 28 Menschen getötet worden, darunter auch die zehn Angreifer. Alle Terroristen seien tot, erklärte Generalmajor Rizwan Akhtar, der regionale Anführer der Paramilitärs.
Geheimdienstkreisen zufolge trugen einige der Angreifer Armeeuniformen. Der Plan der Täter sah demnach ursprünglich vor, ein Flugzeug zu entführen, wurde nach dem Scheitern aber zu einem Attentat auf den Flughafen selbst geändert. Sieben seien bei Schusswechseln getötet worden, drei hätten sich in die Luft gesprengt. Einige der Angreifer seien usbekischstämmig gewesen.
Nach Angaben einer Ärztin starben zudem 13 Angehörige der Sicherheitskräfte und fünf Zivilisten bei den etwa sechsstündigen Gefechten. 23 Menschen seien verletzt worden, fünf davon befänden sich in kritischem Zustand.
Die schwer bewaffneten Terroristen hatten den Angaben zufolge am späten Sonntagabend das Terminal für Privatmaschinen und Frachtgut gestürmt. Nach ersten, unbestätigten Berichten waren sie mit gefälschten Personalausweisen in das Gelände eingedrungen. Augenzeugen berichteten von heftigen Schießereien auf dem Flughafengelände. Örtliche Medien meldeten zudem, dass mindestens drei Flugzeuge in Brand geraten seien. Der Flugverkehr wurde zunächst eingestellt. "Ein solche Attacke hat es nie zuvor in Karatschi gegeben", sagte Syyed Qaim Ali Shah, der Ministerpräsident der Provinz Sindh.
Die Taliban bekannten sich zu dem terroristischen Angriff. Die Attacke sei die Rache für Luftangriffe der pakistanischen Armee auf "Unschuldige" in den Stammesgebieten nahe der Grenze zu Afghanistan, sagte ein Sprecher der islamistischen Extremisten, Shahidullah Shahid. "Dies ist eine Botschaft an die pakistanische Regierung, dass wir noch am Leben sind."
In Pakistan kämpfen Taliban und andere Extremisten seit mehr als zehn Jahren gegen die Regierung, Tausende Menschen wurden dabei bislang getötet. Die pakistanischen Taliban hatten Anfang März eine Waffenruhe ausgerufen, um Friedensgespräche mit der Regierung in Islamabad zu erleichtern. Wenig später kündigten sie die Waffenruhe jedoch auf. Seitdem nahm die Zahl der Anschläge wieder zu.
Am Montagmorgen waren kurzzeitig erneut Schüsse zu hören. Dabei hatten Armeeangehöre versehentlich auf einen Mitarbeiter der Flughafensicherheit geschossen, den sie für einen weiteren Terroristen hielten. Der Mann wurde verletzt. Der Flughafen sollte am Montagmittag seinen Betrieb wieder aufnehmen.
Selbstmordanschlag auf Pilger
In der Nähe der pakistanisch-iranischen Grenze ereignete sich am späten Sonntagabend ebenfalls ein Attentat. Bei zwei Selbstmordanschlägen auf schiitische Pilger seien mindestens 22 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden, berichtete das pakistanische Onlineportal "dawn" unter Berufung auf Behördenangaben.
Die Pilger seien mit Bussen aus dem Iran zurückgekehrt. Das Attentat habe sich ereignet, nachdem die Busse geparkt worden waren. Danach seien Schüsse zu hören gewesen. Zunächst bekannte sich niemand zu der Attacke. In der Vergangenheit waren in diesem Teil Pakistans Schiiten immer wieder Ziel von Anschlägen von sunnitischen Extremisten.
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Rauch am Jinnah International Airport: Bewaffnete Extremisten haben in der Nacht zum Montag den Flughafen von Karatschi im Süden Pakistans angegriffen. Die Attentäter wollten offenbar ein Flugzeug entführen.
Paramilitärische Einheiten lieferten sich ein sechsstündiges Feuergefecht mit den Terroristen.
Augenzeugen berichten von zwei großen Explosionen während der Schießereien. Örtlichen Medien zufolge sind drei Flugzeuge schwer beschädigt worden.
Pakistanische Truppen bezogen mit Panzern Stellung rund um den Flughafen, das gesamte Gebiet wurde hermetisch abgeriegelt.
Soldaten der pakistanischen Armee auf dem Weg in den EInsatz. Bei dem Angriff auf den Cargo-Terminal von Karatschi wurden Dutzende Menschen getötet, darunter alle zehn Angreifer.
Sanitäter transportieren am Flughafen von Karatschi einen Verletzten ab.
Nach Angaben einer Ärztin kamen bei bei dem Feuergefecht in der Nacht zum Montag 13 Angehörige der Sicherheitskräfte und vier Zivilisten. 23 Menschen wurden schwer verletzt, fünf befinden sich in einem kritischen Zustand.
Nachdem es zunächst hieß, der Angriff sei beendet, kam es am frühen Montag erneut zu Kämpfen auf dem Flughafen von Karatschi. Der Flugbetrieb wurde eingestellt, alle ankommenden Maschinen auf andere Airports umgeleitet.
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