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Katalonien: Hunderttausende auf Barcelonas Straßen

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Kataloniens Regierungschef Puigdemont nennt Rajoys Maßnahmen "Putsch"

Carles Puigdemont hat sich zu den Plänen der spanischen Zentralregierung geäußert - und das Vorgehen mit der Diktatur Francos verglichen. In Barcelona demonstrierten Hunderttausende.

Der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont hat die Maßnahmen der spanischen Zentralregierung zur Beendigung der Unabhängigkeitsbestrebungen in der Region als "Putsch" bezeichnet. Es sei ein "inakzeptabler Angriff auf die Demokratie" und der "schlimmste Angriff" seit der Diktatur von Francisco Franco. Die katalanische Bevölkerung dürfe sich das Vorgehen nicht gefallen lassen. Das katalanische Parlament werde darüber beraten.

Nach einer Krisensitzung des Kabinetts in Madrid hatte Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy zuvor die baldige Entmachtung der katalanischen Regierung und Neuwahlen in der Region binnen sechs Monaten angekündigt. Damit kommt erstmals der Verfassungsartikel 155 zum Entzug von Autonomierechten zur Anwendung.

Auch die Präsidentin des katalanischen Parlaments bezeichnete das Vorgehen der Zentralregierung als "Putsch" und einen "Angriff auf die Demokratie". "Premierminister Rajoy will das Parlament von Katalonien davon abhalten, ein demokratisches Parlament zu sein", sagte Carme Forcadell in einer TV-Ansprache. "Wir werden das nicht zulassen."

Die angekündigten Maßnahmen der spanischen Regierung seien eine ernsthafte Attacke gegen die katalanischen Institutionen, sagte Forcadell weiter. "Wir kämpfen für die Erhaltung unserer Souveränität."

In Barcelona gingen am Samstagabend Hunderttausende Menschen auf die Straße. Der katalanischen Polizei zufolge sollen rund 450.000 Demonstranten gegen das Vorgehen der spanischen Zentralregierung protestiert haben. In Sprechchören riefen sie "Freiheit" und "Unabhängigkeit".

Im Video berichtet SPIEGEL-ONLINE-Redakteurin Kristin Haug aus Barcelona:

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Die Kundgebung vom Samstagabend war nach Polizeiangaben mehr als doppelt so groß wie die Demonstration vom Dienstag, als rund 200.000 Menschen gegen die Festnahme zweier Unabhängigkeitsbefürworter demonstriert hatten.

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Madrid hatte auch die Absetzung Puigdemonts und seines Vizes beim spanischen Senat beantragt. Der Senat werde voraussichtlich am Freitag über die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen abstimmen, sagte ein Sprecher. Das grüne Licht der zweiten Parlamentskammer gilt als sicher, da die konservative Volkspartei (PP) Rajoys dort eine absolute Mehrheit hat. Die Abstimmung ist für vormittags angesetzt, die Maßnahmen gegen Barcelona könnten dann bereits am Freitagnachmittag zur Anwendung kommen.

kry/AFP/dpa
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