Kehrtwende Bush glaubt nicht mehr an Sieg im Kampf gegen Terror
Washington - Unzählige Male hatte George W. Bush die Nation darauf eingeschworen, dass die USA den Kampf gegen den internationalen Terrorismus gewinnen werden. Nun rechnet er nicht mehr damit, den Terrorismus völlig bezwingen zu können. Der Kampf gegen den Terror werde eine langwierige Schlacht werden, und "ich glaube nicht, dass man sie gewinnen kann", sagte Bush dem Fernsehsender NBC. Allerdings könne man Bedingungen schaffen, die es für verschiedene Gruppierungen "weniger akzeptabel" machten, Terror als Waffe einzusetzen, erklärte der Präsident wenige Stunden vor der Eröffnung des Wahlparteitages der Republikaner, auf dem Bush nominiert werden wird.
In einem am Wochenende im Nachrichtenmagazin "Time" veröffentlichten Interview hatte der US-Präsident Fehler im Irak-Krieg eingestanden. Die rasche Eroberung des Landes durch die amerikanischen Streitkräfte bezeichnete er als "katastrophalen Erfolg". Der Gegner sei damals einfach geflohen, statt sich zu ergeben oder getötet zu werden. Die Feinde hätten überlebt, um später weiterzukämpfen. "Wenn wir es noch einmal machen müssten, würden wir die Konsequenzen eines katastrophalen Erfolgs bedenken", sagte Bush.
Ähnlich wie in "Times" hatte er sich bereits am Freitag in der "New York Times" geäußert. Bei der Invasion im Irak sei die Lage in dem arabischen Land falsch beurteilt worden. Er sprach von einer "Fehleinschätzung" der Nachkriegsbedingungen. Der seit 17 Monaten andauernde Aufstand gegen die US-geführten Truppen sei "ein Nebenprodukt" des "schnellen Sieges" über Saddam Husseins Armee. Durch deren schnelle Auflösung und das Untertauchen der irakischen Militärs sei es schneller zur Rebellion gekommen, als er und seine Berater dies vorhergesehen hätten.
Der Kandidat der oppositionellen Demokraten für die Vizepräsidentschaft, John Edwards, reagierte auf Bushs Äußerungen. Diese seien nur die halbe Wahrheit. "Katastrophal war es, sich ohne einen Plan für den Frieden in den Krieg zu stürzen", sagte Edwards.
Saddam schweigt
Palästinenserpräsident Jassir Arafat bezeichnete Bush in dem "Time"-Interview als gescheiterten Führer. Arafat habe seine Chance gehabt, sagte der US-Präsident. Auch die Verbündeten der USA würden seine Haltung zu verstehen beginnen, dass sich niemals eine freie Gesellschaft herausbilden könne, wenn ein Mensch nicht an Freiheit glaube.
Bush wies zugleich darauf hin, dass er als erster US-Präsident von der Existenz eines Palästinenserstaates gesprochen habe. "Ich glaube, dass sich ein palästinensischer Staat herausbilden wird", sagte Bush.
Der gestürzte irakische Präsident Saddam Hussein ist nach den Worten von Bush nicht sehr gesprächig. Auf die Frage, ob Saddam überhaupt etwas sage, antwortete Bush: "Nein." Er habe auch noch nicht für Saddam gebetet, antwortete Bush auf eine entsprechende Frage. "Ich bete für die Sicherheit unserer Truppen, ich bete für jene, deren Herzen durch meine Entscheidungen gebrochen wurden, ich bete für Stärke, und ich bete für Weisheit, und vielleicht werde ich auch für ihn beten, nachdem Sie mir diese Frage gestellt haben", sagte Bush.