"Kill-Team" in Afghanistan US-Soldat zu lebenslanger Haft verurteilt
Joint Base Lewis-McChord - Sieben Tage dauerte die Verhandlung, jetzt steht das Urteil fest: Calvin Gibbs ist zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Militärgericht im US-Bundesstaat Washington sprach den 26 Jahre alten Unteroffizier in allen 15 Anklagepunkten schuldig, darunter des vorsätzlichen Mordes in drei Fällen.
Gibbs war der ranghöchste von fünf Soldaten, die wegen des Zwischenfalls von Anfang 2010 angeklagt wurden. Er wurde beschuldigt, seine Untergebenen zur Tötung dreier unbewaffneter afghanischer Zivilisten angespornt zu haben. Die Gruppe von US-Soldaten soll unter dem Kommando von Gibbs ein regelrechtes "Kill Team" gebildet und Jagd auf afghanische Zivilisten gemacht haben.
Die Morde hatten sich zwischen Januar und Mai 2010 in der Provinz Kandahar ereignet, wo Gibbs und die vier Mitangeklagten als Infanteristen eingesetzt waren. Gibbs hatte Berichten zufolge im Prozess angegeben, dass er lediglich einen der drei Afghanen getötet habe - und dies aus reiner Notwehr. Er gab demnach aber zu, den Toten Finger abgeschnitten und sie behalten zu haben, um sie befreundeten Soldaten zu schenken oder missliebige Kameraden damit einzuschüchtern.
"Stabsunteroffizier Gibbs ist der Wilde"
Die Männer seien in einem regulären Gefecht getötet worden, behauptete Gibbs. Laut Anklage wussten er und seine Mitangeklagten jedoch, dass von den Opfern keine Gefahr ausging.
Die Strafe kann nach zehn Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden. Staatsanwalt Andre LeBlanc hatte eine lebenslange Strafe ohne Chance auf Bewährung gefordert. Er verwies darauf, dass Gibbs die Afghanen wiederholt als Wilde bezeichnet habe. "Stabsunteroffizier Gibbs ist der Wilde", sagte LeBlanc zu den Geschworenen. Gibbs' Anwalt bat um Milde und sagte, sein Mandant sei nicht mehr derselbe wie in Afghanistan.
Am Mittwoch hatte Militärstaatsanwalt Robert Stelle die Behauptung Gibbs zurückgewiesen, sein Team habe die Afghanen getötet, nachdem es von ihnen angegriffen worden sei. Gibbs soll demnach Waffen bei den getöteten Afghanen abgelegt haben, um einen Angriff vorzutäuschen. Er habe seine Einheit und letztlich die USA verraten, sagte Stelle. Gibbs Verteidigung hatte versucht, die Glaubwürdigkeit der anderen Soldaten der Gruppe in Zweifel zu ziehen, die gegen ihn aussagten.
Gibbs ist bisher der einzige der Gruppe, der sich einem Militärprozess stellte. Drei der Mitangeklagten bekannten sich im Gegenzug für Strafmilderungen schuldig, zwei von ihnen sagten gegen Gibbs aus. Das Verfahren gegen den fünften mutmaßlichen Mittäter steht noch aus.