Kill-Team-Mörder vor Gericht "Ich wusste, dass ich etwas Falsches tat, Sir"
Lewis-McChord - Als ihn der Richter in die Mangel nahm, missachtete Jeremy Morlock den Rat seines Anwalts. Drogenmissbrauch habe bei seinen Verbrechen in Afghanistan keine Rolle gespielt, so der US-Soldat. Er habe zwar wiederholt Haschisch konsumiert, die Morde an Zivilisten seien trotzdem mit vollem Bewusstsein geschehen. "Ich wusste, dass ich etwas Falsches tat, Sir", sagte Morlock nach Informationen der Agentur Reuters vor dem Gericht im US-Staat Washington.
Zuvor habe ihm sein Rechtsvertreter geraten, den Drogeneinfluss als möglicherweise strafmildernden Aspekt ins Spiel zu bringen, so Morlock laut Reuters. Nun muss der 22-Jährige wegen Mordes in drei Fällen für 24 Jahre ins Gefängnis. Mit seinem Trupp von insgesamt fünf Soldaten, war er wegen Mordes an unschuldigen Zivilisten angeklagt. Morlock hatte am Mittwochabend gestanden, drei unbewaffnete Zivilpersonen getötet zu haben.
"Ich hatte viel Zeit, um über meine Taten nachzudenken. Darüber, wie ich meinen moralischen Kompass verloren habe" sagte Morlock laut der US-Zeitung "Seattle Times" bei der Vernehmung. Er habe nicht nur gegen das Gesetz, sondern auch gegen die Regeln der Armee verstoßen, so der Soldat weiter. Er wolle sich bei den Familien der Opfer entschuldigen, ebenso wie bei dem afghanischen Volk.
Das sogenannte "Kill Team" soll zwischen Januar und Mai 2010 die Zivilisten mit Gewehren und Granaten getötet haben, obwohl die Menschen keinerlei Bedrohung für sie darstellten. Laut Anklage nahmen einige der Männer außerdem Gebeine als Trophäen mit und ließen sich mit einem ihrer toten Opfer grinsend ablichten. DER SPIEGEL und SPIEGEL TV hatte drei der Fotos veröffentlicht. SPIEGEL ONLINE zeigt jetzt den SPIEGEL-TV-Beitrag.
Anklageschrift: "Pure Mordlust"
Morlock sagte weiter aus, dass er und seine Kameraden bereits Wochen vor der ersten Tat begonnen hätten, die Morde vorzubereiten. Um sie zu rechtfertigen, hätten sie geplant, Waffen neben den Toten zu platzieren. "Der Plan war, Menschen zu töten", sagte der Angeklagte in der Anhörung. Militärstaatsanwalt Andre Leblanc bezeichnete die Taten als Verbrechen von "unsäglicher Grausamkeit". In der Anklageschrift hieß es, die Soldaten hätten aus purer Mordlust getötet.
Während der Anhörung schilderte Morlock einige Details der Mordfälle. Nach seiner Darstellung versteckte er sich etwa mit einem der Mitangeklagten hinter einer Mauer, als ein Afghane auf sie zukam. Morlock entsicherte einen Sprengsatz auf eine Weise, die glauben machen sollte, das Opfer habe ihn selbst entsichert. Sein Komplize habe daraufhin wie in Notwehr auf den Afghanen geschossen.
Morlock warf während der Anhörung einem seiner Vorgesetzten vor, bei den Plänen zur Ermordung der Zivilisten federführend beteiligt gewesen zu sein. Er ist der erste Soldat, der sich wegen der Vorfälle verantworten muss. Neben den fünf Soldaten des "Kill Teams" sind noch sieben weitere Soldaten angeklagt, unter anderem wegen Leichenschändung und Behinderung der Ermittlungen.
Vereinbarung zur Strafminderung
Morlock hatte eingewilligt, gegen seine vier Kameraden aussagen zu wollen, was sich für ihn strafmindernd auswirkte. Militärrichter Kwasi Hawks sagte, eigentlich habe er den Angeklagten zu lebenslanger Haft verurteilen wollen, sei aber wegen der Vereinbarung an eine Höchststrafe von 24 Jahren gebunden gewesen.
Der Anwalt des Soldaten erklärte, auf die Strafe würde rund ein Jahr Untersuchungshaft angerechnet. In etwa sieben Jahren könne sein Mandant um Bewährung ersuchen. Neben den drei Morden hat sich der Soldat auch zu Verschwörung, Behinderung der Justiz und illegalem Drogenkonsum bekannt. Er wird nun unehrenhaft aus den Streitkräften entlassen.
Das US-Militär hatte sich am Montag für die Handlungen auf den Bildern entschuldigt und sie als "widerwärtig für uns als Menschen" bezeichnet. Sie stünden im Widerspruch zu den Standards und Werten der US-Streitkräfte.