

Moskau - Nordkorea will offenbar wieder darüber verhandeln, sein Atomwaffenprogramm auszusetzen. Machthaber Kim Jong II sei dazu bereit, die seit Jahren auf Eis liegenden so genannten Sechs-Parteien-Gespräche wieder aufzunehmen. Das sagte eine Sprecherin des russischen Präsidenten Dimitrij Medwedew nach einem Treffen von Medwedew und Kim Jong Il auf einem Militärstützpunkt nahe des Baikalsees.
Kim wolle die Gespräche "ohne Vorbedingungen" wieder aufnehmen, und er sei zu einem Moratorium beim Test von Atomwaffen bereit, so die Kreml-Sprecherin.
Kim bekräftigte damit Äußerungen von Anfang August, die Sechsergespräche "in naher Zukunft" reaktivieren zu wollen. Nordkorea hatte die Verhandlungen mit den USA, Südkorea, Russland, Japan und China über sein Atomprogramm im April 2009 offiziell abgebrochen.
Pipeline durch Feindesland
Medwedew und Kim sind sich bei ihrem ersten offiziellen Treffen offenbar auch beim politisch heiklen Projekt einer Gasleitung näher gekommen. Russland will die Pipeline über das Territorium seines kommunistischen Nachbarn Nordkorea nach Südkorea durchsetzen.
Die beiden Staatschefs einigten sich auf die Gründung einer Sonderkommission, die den Bau ausloten soll. "Soweit ich das verstehe, interessiert sich Nordkorea für die Umsetzung dieses trilateralen Projekts unter Beteiligung Russlands und Südkoreas", sagte Medwedew nach Angaben der Agentur Interfax nach dem Treffen auf einem Militärstützpunkt.
Russland hat dem kommunistischen Nachbarn Medien zufolge als Gegenleistung für den geplanten Gastransit von zehn Milliarden Kubikmetern Gas nach Südkorea rund hundert Millionen US-Dollar im Jahr in Aussicht gestellt. Das verarmte Land ist dringend auf Einnahmen angewiesen.
Medwedew und Kim trafen sich in der Nähe der Stadt Ulan Ude unweit des Baikalsees. Angesichts der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel sei Kims Besuch bedeutungsvoll, sagte Medwedew, der seinen Gast eingeladen hatte. Die Gespräche hätten alle wichtigen Fragen berührt und seien offen verlaufen. Der Diktator hatte Russland zuletzt 2002 mit seinem gepanzerten Sonderzug besucht. Er hatte am vergangenen Samstag die russische Grenze überquert.
"Ich freue mich sehr, Sie zu sehen", sagte Kim bei der Begegnung mit Medwedew rund 4400 Kilometer östlich von Moskau. Als Ziel von Kims Reise gilt ein Neustart in den russisch-nordkoreanischen Beziehungen.
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Angenehmer Empfang in Russland: Nordkoreas Diktator Kim Jong Il ist auf Staatsbesuch im Nachbarland. Die freundlichen Damen in Ostsibirien überreichten ihm Brot und Salz.
Handshake am Baikalsee: Am Mittwoch traf der nordkoreanische Machthaber mit Russlands Präsident Dmitrij Medwedew zusammen.
Bei den Gesprächen ging es unter anderem um das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm und den Bau einer Pipeline nach Südkorea.
Kim Jong Il hat Russland seit 2002 nicht besucht. Nun wagte er sich erneut über die Grenze - unter strengen Sicherheitsvorkehrungen.
Er besuchte unter anderem ein Wasserkraftwerk in Talkan und wurde dabei von eifrigen Fotografen begleitet.
Ein kleines Buffet und eine dekorativ geschnitzte Melone hatten die Gastgeber beim Besuch im Wasserkraftwerk bereitgestellt.
Damit Kim Jong Il leichter aus dem Zug steigen kann, ist eine Rampe vorbereitet, ausgelegt mit einem roten Teppich und ausgestattet mit einem Geländer.
Auch auf diesem Bild ist eine Rampe zu sehen, diesmal - laut den Angaben der Bildagentur - dient sie allerdings nicht dem Aussteigen der Fahrgäste. Offenbar hatte Kims Entourage im Panzerzug ein Auto mitgeführt, in dem der Diktator zu einem Termin in der Innenstadt von Ulan Ude gefahren wurde.
Der nordkoreanische Machthaber fährt stets Zug, auch beim Ausflug nach Russland stieg er in seinen Sonderzug. Kim leidet angeblich an Flugangst.
Die Bahn überquerte im Osten des Landes bei Chassan die Grenze.
In Chassan wurde Kim Jong Il bereits erwartet, wenngleich die Wachen etwas weniger freundlich schauten als die traditionell gekleideten Damen.
Im Zugfenster spiegelt sich eine nordkoreanische Flagge. Auch ein Treffen mit Präsident Medwedew ist vorgesehen.
An Bahnübergängen sperrten Militärlastwagen die Straße ab, um den Despoten zu schützen
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