Klimaschützer Töpfer Katastrophen durch Erderwärmung nehmen drastisch zu

Die jüngsten schweren Unwetter in Deutschland sind nach Einschätzung des Chefs der Uno-Umweltbehörde UNEP, Klaus Töpfer, bereits Folgen der Erderwärmung.

Berlin - "Niemand kann heute noch einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und vermehrt auftretenden Stürmen leugnen", sagte der ehemalige Bundesumweltminister der "Welt am Sonntag". Dies zeige sich auch in den Bilanzen der Versicherungen: "Vergangenes Jahr haben wir erstmals über 100 Milliarden Dollar Schäden aus Klimakatastrophen gehabt."

Die Zahl solcher Ereignisse nehme dramatisch zu, erklärte Töpfer. "Wir müssen davon ausgehen, dass sich auch bei uns in Deutschland - wie in anderen Regionen dieser Welt - die Folgen zeigen werden." Auch in Europa seien die zu erwartenden Schäden, etwa in der Landwirtschaft, enorm. Deshalb sei ein nachhaltiger Kampf gegen die Treibhausgase nötig, forderte Töpfer. Weil CO2 der Klimakiller Nummer 1 sei, müsse man in der Energieversorgung radikal umsteuern und die Verbrennung von Kohle, Gas und Erdöl drosseln.

"Die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels sind in den Entwicklungsländern zu spüren, nicht in Industriestaaten, wo die Verursacher sitzen, die den bei weitem größten Ausstoß an Treibhausgasen verantworten", kritisierte der UNEP-Chef. Er sei froh, dass Europa und Japan das Kyoto-Protokoll ratifiziert hätten, unverständlich sei aber die Haltung der USA, die dies nicht tun wollten. "Das ist Besorgnis erregend, weil 35 Prozent der Emissionen aller Industrienationen allein von den USA verursacht werden." Es mache aber keinen Sinn, immer nur mit dem Finger auf Washington zu zeigen. "Wir müssen handeln", forderte Töpfer.

US-Präsident George W. Bush hatte am Donnerstag erklärt, seine Regierung brauche noch zwei bis fünf Jahre, bevor sie sich auf eine Strategie zum Klimawandel festlegen werde. Danach solle entschieden werden, wie die Risiken für die USA durch den Klimawandel möglichst gering gehalten werden könnten.

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