
Griechenland vor dem Euro-Aus Fünf Jahre sind genug


Griechenland: Alles mehr oder minder im Argen
Foto: ALKIS KONSTANTINIDIS/ REUTERS60 Monate sind eine lange Zeit, gut 240 Milliarden Euro Hilfskredite eine Menge Geld und drei Athener Regierungen ziemlich viel Politik. Trotzdem steht Griechenland unmittelbar vor dem Staatsbankrott. Eine Athener Regierung kann oder will fällige Schulden nicht begleichen; vor fünf Jahren, fast auf den Tag genau, war es dasselbe. All die Zeit, die Politik und das Geld haben daran nichts geändert.
Das einzige, was das Land samt seiner irrlichternden Regierung derzeit noch im Euro hält, ist wohl der Umstand, dass sich niemand traut, dieses Spiel zu beenden. Kanzlerin Merkel, EZB-Präsident Draghi, EU-Kommissionschef Juncker - keiner will es hinterher gewesen sein. Keiner will sich hinterher öffentlich vorwerfen lassen, sein letztes Votum hätte ein ganzes Land aus dem Euro katapultiert. Das schafft eine bizarre Zwischenwirklichkeit: Von Stichtag zu Stichtag verrinnt die Zeit - bis sie mit zusehends fadenscheinigeren Erklärungen noch einmal verlängert wird. Dieses Mal soll Athen bis zum 20. April eine Reformliste liefern. Und was, wenn nicht? Kommt nach der allerletzten Frist dann eine allerallerletzte? Vermutlich.
Feierabend, macht Schluss
Andere Länder, die von der Eurokrise erfasst wurden, sind dabei zu gesunden, Irland zählt inzwischen sogar zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Europa. Auch die notorisch träge Europäische Union hat Lehren aus der Krise gezogen, neue Sicherungssysteme geschaffen und sich schärfere Regeln verordnet. Die Lage hat sich also vielerorts verändert, bestimmt noch nicht zum rundum Guten, wohl aber zum Besseren.
In Griechenland hingegen haben die ersten hundert Tage der neuen Regierung genügt, in Luft aufzulösen, was ihre Vorgängerin an bescheidenen Erfolgen zu verzeichnen hatte, das bisschen Wachstum, Vertrauen und (Primär-)Haushaltsüberschuss. Darum lässt sich aus den Stichworten von vor fünf Jahren mühelos auch heute eine TV-Talkshow zusammenschneiden: Steuerhinterziehung, Korruption, politisches Versagen, Katasteramt, Privatisierung. Alles mehr oder minder im Argen; alles wie gehabt.
Und nun? Noch einmal Neuwahlen? Noch einmal 240 Milliarden? Noch einmal fünf Jahre? Oder das Eingeständnis: Das wird nichts mehr mit Griechenland und dem Euro?
Für Geduld und Solidarität unter europäischen Staaten sollte es keine Grenze geben - außer jener aus nachweislich schlechten Erfahrungen und gesundem Menschenverstand. "Call it a day", sagen die Briten in solchen Momenten. Feierabend, heißt das sinngemäß. Macht Schluss.
Zum Verbleib von Griechenland in der Eurozone gibt es in unserer Redaktion viele Stimmen. Mehr dazu finden Sie hier.