Konfrontation mit dem Westen Iran will Betrieb neuer Atomfabrik rasch starten

Urananreichungsanlage nahe der Stadt Ghom: Atomstreit mit dem Westen verschärft sich
Foto: REUTERS/ DigitalGlobeTeheran - Die neue Atomfabrik Irans soll in Kürze ihren Betrieb aufnehmen. Mohammed Mohammadi-Golpaygani, ein hochrangiger Berater des religiösen Führers Ajatollah Ali Chamenei, sagte am Samstag der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Fars: Die Anlage werde "mit der Hilfe Gottes demnächst einsatzbereit" sein und "den Feind blenden".
Bau einer zweiten Anreicherungsanlage
Die Ankündigung verschärft den Atomstreit zwischen Teheran und dem Westen. Bis zu dem überraschenden Eingeständnis am Freitag hatte Iran der Staatengemeinschaft den gänzlich verschwiegen.
Die USA, Frankreich und Großbritannien verurteilten beim G-20-Gipfel in Pittsburgh gemeinsam das geheime Projekt als Missachtung internationaler Auflagen. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte schnellstmögliche Aufklärung. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte Iran auf, die Resolution des Sicherheitsrats umzusetzen.
US-Präsident Barack Obama verlangte in seiner wöchentlichen Radio- und Internetansprache am Samstag von Teheran, die unterirdische Anlage für die IAEA-Inspektoren zu öffnen und drohte andernfalls mit Konsequenzen. Die iranische Führung könne wählen zwischen engerer Zusammenarbeit mit der internationalen Staatengemeinschaft und einem "stärkeren Druck und Isolation". Zuvor hatte Obama einen Militäreinsatz ausdrücklich nicht ausgeschlossen.
Die Islamische Republik bestätigte die Existenz der Fabrik, bezeichnete sie aber als nicht geheim und den internationalen Auflagen entsprechend. Der Westen verdächtigt Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Nuklearnutzung an Atomwaffen zu arbeiten. Die Regierung in Teheran weist dies zurück.
Israel fordert scharfe Reaktion
Israel forderte daraufhin eine scharfe Reaktion der internationalen Gemeinschaft. Die Existenz einer zweiten Anlage zeige eindeutig, dass Teheran nach Atomwaffen strebe, sagte der israelische Außenminister Avigdor Lieberman am Samstag im israelischen Rundfunk.
Israel erwarte eine "unmissverständliche Antwort" von Deutschland, Großbritannien, China, Frankreich, Russland und den USA bei ihren Gesprächen mit Iran am kommenden Donnerstag in Genf.
Die IAEA hatte am Freitag mitgeteilt, Iran habe sie am Montag in einem Brief über den Bau einer zweiten Urananreicherungsanlage informiert. Die Nachricht sorgte international für Empörung. Obama warf Teheran vor, den Bau der Anlage jahrelang verheimlicht zu haben und drohte mit neuen Sanktionen.
An der Straße nach Ghom gelegen
Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad wies sämtliche Vorwürfe zurück. Dass Iran die IAEA erst jetzt über den Bau der Anlage informiert habe, sei "völlig legal", sagte Ahmadinedschad in New York. Er habe auch kein Problem damit, dass IAEA-Inspekteure die Anlage kontrollierten.
Teheran will nach Angaben des Leiters der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, mit der IAEA einen Termin für die Inspektion der zweiten Urananlage vereinbaren. "Wir haben kein Problem mit einer Inspektion im Rahmen der IAEA-Vorschriften", sagte Salehi am Samstag im iranischen Staatsfernsehen. Der Termin werde nach einer Einigung mit der IAEA verkündet.
Salehi machte zudem nähere Angaben zur Lage der neuen Urananreicherungsanlage. "Sie liegt an der Straße zwischen Teheran und Ghom. Sie ist hundert Kilometer von Teheran entfernt", sagte er. Weitere Informationen würden folgen.