Kongo-Müller Der Söldner mit dem Eisernen Kreuz
Hamburg Mit breitem Lächeln im Gesicht und dem Eisernen Kreuz 1. Klasse an der Uniform so präsentierte sich Siegfried Müller am liebsten. Als Kongo-Müller machte der ehemalige Wehrmachtssoldat vor mehr als 40 Jahren Schlagzeilen. Er brachte es zeitweilig zum bekanntesten weißen Söldner auf dem schwarzen Kontinent. Die "Negerjagd" nannte er "eine dolle Sache"; auf der Motorhaube seines Jeeps fuhr er die gekreuzten Knochen und den Schädel eines niedergemetzelten Gegners herum. Als einer der ersten hatte er sich für eine weiße Söldnertruppe gemeldet, die im kongolesischen Bürgerkrieg mitmischte.
Mit gut drei Dutzend weiteren Wehrmachts- und Bundeswehrsoldaten verdingte sich Müller als "military technical assistance volunteer". Im Auftrag des kongolesischen Politikers Moise Tschombe schlugen sich die Deutschen in einer internationalen Söldnertruppe durch den Busch, um den Simba-Aufstand niederzuschlagen. "Ich kann mich erinnern, dass vor unseren Stellungen Hunderte von rebellischen Kongolesen abgeschossen wurden", sagte er später einmal.
Die Simbas (Löwen) waren Anhänger des gestürzten und später ermordeten ersten kongolesischen Ministerpräsidenten nach der Unabhängigkeit, Patrice E. Lumumba. Die Rebellen wurden aus Moskau und Havanna unterstützt.
Die USA setzten auf die Putschisten
Die USA und die frühere Kolonialmacht Belgien setzten dagegen auf die Putschisten. Sie unterstützten Tschombe und den bis Ende der neunziger Jahre herrschenden Diktator Mobutu Sese Seko in ihrem grausamen Kampf.
Die insgesamt rund 700 weißen Söldner zogen gnadenlos mordend durch das zentralafrikanische Land. Ihre Strategie glich der von Guerilla-Kriegern. "Hit and run": Sie tauchten mit Jeeps und leichten Panzern irgendwo auf, schlugen schnell und brutal zu und zogen sich rasch wieder zurück. "Les Affreux", die Schrecklichen, nannte sie das Volk.
Kongo-Müller legte als Söldner eine rasante Karriere hin. Nach seinem ersten Einsatz 1964 wurde er zum Hauptmann befördert. Im September des Jahres befehligte er das "Kommando 52", wie es in einer aktuellen Broschüre des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes der Bundeswehr heißt. Es war eines von sechs Kommandos, die die von den Rebellen besetzte Stadt Kisangani zurückerobern sollten. Noch im selben Jahr erhielt er den Rang des Majors. "Man kennt mich", sagte er damals stolz, "von Peking bis Washington."
Er war wohl einer von den Deutschen, die sich nach 1945 nicht an ein Leben ohne Krieg gewöhnen konnten. Als 19-Jähriger 1939 in die Wehrmacht eingetreten, hatte er in Polen, Frankreich und Russland gekämpft. Schwer verwundet geriet er schließlich in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Anschließend arbeitete er auf US-Fliegerstützpunkten in Deutschland. 1956 wollte er in die neu gegründete Bundeswehr eintreten und wurde abgelehnt.
Doch er wollte kein ziviles Leben führen, ging stattdessen in der Sahara und räumte für eine Erdölfirma Minen des Afrikacorps. 1962 wanderte er nach Südafrika aus.
Nach dem Einsatz im Kongo erklärte er zwei Dokumentarfilmern aus der DDR in einem Interview die Motivation für sein Söldnerdasein vor sich eine leere Flasche Pernod und mit lallender Zunge: "Wir haben für Europa gekämpft im Kongo, für die Idee des Westens. Für Liberté, Fraternité und so weiter." Auch in Vietnam hätte er gern den Kommunismus bekämpft. Aber dazu kam es nicht.
Kongo-Müller zog nie wieder in den Krieg. Stattdessen gründete er in Südafrika eine Firma für Werkschutz und paramilitärische Einsätze. 1983 starb er an Krebs.