Angst vor Eskalation USA verschieben Raketentest wegen Korea-Krise

Raketentest in Kalifornien (Januar): USA sehen von neuem Start vorerst ab
Foto: Joe Davila/ AFPWashington - Die USA haben einen für kommende Woche geplanten Test einer Interkontinentalrakete wegen der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel verschoben. Damit sollten mögliche Missverständnisse vermieden werden, sagte ein hoher Beamter des US-Verteidigungsministeriums am Samstag nach Angaben des US-Senders CNN. Der Start der Rakete von Typ "Minuteman III" war ursprünglich für Dienstag auf der kalifornischen US-Luftwaffenbasis Vandenberg geplant.
Der seit langem geplante Test habe nichts mit Korea zu tun, aber die USA hätten sich wegen der jüngsten Spannungen auf der koreanischen Halbinsel für die Verschiebung entschieden, sagte der namentlich nicht genannte Beamte. Er sei nicht befugt gewesen, Details über den Start bekanntzugeben. Es werde bald einen Test geben.
Washington schließt dagegen einen erneuten Raketenstart der Nordkoreaner nicht aus. "Wir wären nicht überrascht, wenn wir eine solche Aktion sehen würden", sagte Regierungssprecher Jay Carney am Freitag. Ein solcher Schritt würde zur kriegerischen Rhetorik des Regimes passen.
Pjöngjang steigert Waffenproduktion
Südkorea gab am Sonntag bekannt, dass die geplante Reise eines Top-Militärs in die USA abgesagt wurde. Der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs, General Jung Seung Jo, wollte Mitte April seinen amerikanischen Amtskollegen in Washington treffen. Nun hieß es, Jung könne Südkorea aufgrund der angespannten Lage derzeit nicht verlassen.
Nordkoreas Militär hatte nach südkoreanischen Angaben am Freitag eine zweite Mittelstreckenrakete an die Ostküste des Landes verlegt. Die Raketen haben eine Reichweite von bis zu 4000 Kilometern und könnten Südkorea, Japan oder eine US-Militärbasis auf der Insel Guam im Pazifik treffen.
Nach japanischen Berichten erwägt das US-Militär angesichts der angespannten Lage die Stationierung einer Aufklärungsdrohne in der Krisenregion. Der unbemannte Flugkörper vom Typ "Global Hawk", der in großer Höhe operieren kann, solle auf einem US-Stützpunkt in Japan stationiert werden, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo.
Schon vor rund drei Wochen ordnete Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un eine Steigerung der Produktion von Artilleriegeschützen und Granaten an. Laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap geht dies aus einer am Samstag vom nordkoreanischen Fernsehen ausgestrahlten Dokumentation hervor, die den Diktator Mitte März bei einem Treffen mit Arbeitern der Rüstungsindustrie zeige.
Peking richtet sich an Pjöngjang
"Wenn erst der Krieg ausbricht, müssen wir die Schlüsselpositionen des feindlichen Militärs und die Regierungseinrichtungen mit einem schnellen und überraschenden Schlag zerstören", sagte Kim demnach.
Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist seit dem dritten Atomtest in Nordkorea im Februar extrem angespannt. Pjöngjang hatte als Reaktion auf die Ausweitung von UN-Sanktionen und einem südkoreanisch-amerikanischen Militärmanöver den Waffenstillstandsvertrag von 1953 aufgekündigt und den "Kriegszustand" im Verhältnis zu Südkorea ausgerufen. Seit den fünfziger Jahren befinden sich die Nachbarn formell weiter im Krieg.
Trotz der Warnungen Nordkoreas vor möglichen Gefahren für ausländische Botschaften bleiben die Diplomaten vorerst in Pjöngjang, so auch die Mitarbeiter der deutschen Botschaft. Bislang habe kein Land Botschaftspersonal aus dem kommunistischen Land abgezogen, berichtete Yonhap am Samstag.
Nordkorea hatte mitgeteilt, im Falle eines Konflikts die Sicherheit der Mitarbeiter von Botschaften und internationalen Organisationen ab dem 10. April nicht mehr gewährleisten zu können.
Nach westlichen Staaten forderte inzwischen auch China die nordkoreanische Führung auf, die Sicherheit seiner Diplomaten voll zu gewährleisten. Die Führung in Pjöngjang müsse die Unversehrtheit der chinesischen Diplomaten, Bürger und Investitionen garantieren, erklärte das Außenministerium in Peking am Sonntag. China zeigte sich äußerst besorgt über die wachsenden Spannungen in der Region. Zugleich betonte das Ministerium, die Botschaft in der nordkoreanischen Hauptstadt arbeite normal.