Flüchtlingskrise auf Kos Athen schickt Polizisten - und eine Fähre als Notunterkunft

Flüchtlinge und Polizisten auf Kos: Organisationen bezeichnen Lage als chaotisch
Foto: AP/dpa
Flüchtlinge und Polizisten auf Kos: Organisationen bezeichnen Lage als chaotisch
Foto: AP/dpaNach dem gewaltsamen Zusammenprall von Flüchtlingen und Polizisten bleibt die Lage auf der griechischen Urlaubsinsel Kos angespannt. Die Regierung in Athen will die Situation nun mit zusätzlichen Sicherheitskräften unter Kontrolle bringen. Rund 40 Bereitschaftspolizisten seien schon eingetroffen, weitere Einheiten würden von anderen Inseln der Ägäis nach Kos verlegt, sagte ein Polizeisprecher.
Einen Tag zuvor hatten Polizisten eine Gruppe Flüchtlinge mit Schlagstöcken und Feuerlöschern in Schach gehalten. Die Migranten waren nach ihrer Überfahrt aus der Türkei in einem Fußballstadion untergebracht worden. Dort sollten sie weiter ausharren. Die Situation eskalierte, als die Migranten von dort zur Polizeiwache vordringen wollten. Dort können sie sich registrieren lassen. Der Bürgermeister warnte angesichts der Ausschreitungen vor einem "Blutvergießen".
Die Athener Regierung will neben den Sicherheitskräften auch eine Fähre nach Kos schicken. Sie soll als Notunterkunft für 2000 bis 2500 Flüchtlinge dienen. Das kündigte der griechische Staatsminister Alekos Flambouraris an. Die Migranten sollen dort auch registriert werden, hieß es. "Wir hoffen, dass die EU zur Handhabung dieser immer größer werdenden humanitären Krise beitragen wird", erklärte Flambouraris weiter.
Auf Kos waren in den vergangenen Tagen nach offiziellen Angaben mehr als 7000 Migranten angekommen. Humanitäre Organisationen bezeichneten die Lage auf Kos als chaotisch. Ähnlich ist die Situation auch auf anderen Inseln der Ostägäis, etwa auf Samos, Lesbos und Chios.
Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte vergangene Woche die EU zu Hilfe gerufen, da sein Land angesichts des Ansturms überfordert sei. Rund 124.000 Flüchtlinge haben die griechischen Inseln seit Beginn des Jahres erreicht - fast 750 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) angibt.
Video: Überforderte Behörden auf Kos
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Griechische Insel Kos: Flüchtlinge warten vor einer Polizeistation darauf, registriert zu werden. Die griechischen Behörden sind überfordert mit der Lage. Laut einem Uno-Sprecher leben die Migranten auf den Inseln unter verwahrlosten Bedingungen.
Ein Polizeibeamter drängt Flüchtlinge vor einer Polizeiwache auf Kos hinter einen Zaun zurück. Dort sollen sich die Menschen registrieren.
Hunderte drängen sich vor dem Stadion in Kos, wo ebenfalls Flüchtlinge registriert werden.
Mit einem Megafon versucht ein Mann, der Masse Anweisungen zu geben.
Manche Menschen halten die Enge offenbar nicht mehr aus. Ein Flüchtling springt über einen der Zäune. Kurz danach gerät die Situation außer Kontrolle.
Als die Lage in dem Stadion eskaliert, setzen Polizisten Gewalt ein, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.
Mit Schlagstöcken gehen die Sicherheitskräfte auf die Migranten los. Auf 1500 Flüchtlinge kommen nur eine Handvoll Polizisten.
Die Polizisten setzen auch Feuerlöscher ein, um die Flüchtlinge zurückzudrängen. Vor einigen Tagen war ein Polizist dabei gefilmt worden, wie er einen Migranten schlug.
Auch Frauen und Kinder waren unter den Flüchtlingen, die sich in dem Fußballstadion für die Registrierung anstellten.