Kosovo Bodentruppen überbringen Friedensplan
Rom/Brüssel/Belgrad - Mehrere zehntausend Menschen haben am Sonntag in Italien an einem Marsch gegen den Kosovo-Krieg teilgenommen. "Stellt das Feuer ein", stand in großen Lettern auf Spruchbändern. "Wir fordern von Slobodan Milosevic, die ethnische Vertreibung zu beenden. Und wir fordern von der Nato, ein weiteres Blutbad an Zivilisten zu verhindern", sagte ein Organisator. An dem traditionellen Marsch von der mittelitalienischen Stadt Perugia nach Assisi nahmen auch Politiker des Regierungsbündnisses in Rom teil.
Der italienische Ministerpräsident Massimo D'Alema hat am Sonntag einen neuen Friedensplan für das Kosovo vorgelegt. Im Kern schlägt D'Alema eine einseitige Waffenruhe der Nato vor, sofern Rußland und China einer UN-Resolution gegen den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic zustimmen. Sollte Milosevic auch dann seine Einheiten aus dem Kosovo noch nicht zurückziehen, müsse die internationale Gemeinschaft Bodentruppen entsenden, sagte D'Alema in einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Repubblica" (Sonntag-Ausgabe).
Nato-Sprecher Jamie Shea sagte, die Nato begrüße alle diplomatischen Initiativen, die zur Beilegung der Krise auf der Grundlage der fünf Bedingungen der internationalen Gemeinschaft beitragen. Diese fünf Bedingungen sind die unverzügliche und überprüfbare Einstellung aller Gewalt und Unterdrückung im Kosovo, der Rückzug aller serbischen militärischen und paramilitärischen Kräfte, die Stationierung einer internationalen Militärpräsenz, die Rückkehr der Vertriebenen und ein politisches Rahmenabkommen auf der Basis des Rambouillet-Abkommens.
Zu der Kundgebung hatten Friedensgruppen aufgerufen. Die Polizei sprach von 50 000, die Organisatoren von 80 000 Teilnehmern. Der alljährlich veranstaltete Friedensmarsch stand diesmal ganz im Zeichen des Kosovo-Krieges.
Shea hob hervor, alle Regierungen der Nato hielten an den Luftangriffen fest, bis der jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic eingelenkt habe. Eine von D'Alema angestrebte Resolution des UN-Sicherheitsrates mit Unterstützung Rußlands und Chinas sei willkommen. D'Alema hat sich nach seinen Worten bereits mit westlichen Partnern beraten und will darüber am Dienstag mit dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder in der italienischen Adriastadt Bari sprechen.
Die Nato setzte auch in der Nacht zum Sonntag ihre Luftangriffe gegen Jugoslawien fort, mußte aber wegen schlechten Wetters einige der geplanten Einsätze streichen. Wie die Allianz in Brüssel mitteilte, griffen die Nato-Maschinen vor allem serbische Einheiten im Süden und Südosten des Kosovos an. Unter Beschuß gerieten nach den Angaben auch Artillerie-und Kommando-Stellungen. Ferner richteten sich die Angriffe gegen die Stromversorgung von Industriekomplexen. Die jugoslawischen Medien meldeten sechs Verletzte. Die Nato stellte fest, daß die Luftverteidigung Jugoslawiens während der wochenlangen Angriffe schwer geschädigt wurde.
Die Allianz wies am Sonntag ferner US-Zeitungsberichte zurück, nach denen die USA einen Einsatz ihrer Apache-Kampfhubschrauber wegen Risiken für die Piloten blockieren.