Kosovo-Krieg Keine Beweise für Massaker von Racak
Belgrad - Für das angebliche serbische Massaker an albanischen Zivilisten im Kosovo-Dorf Racak vom 15. Januar 1999 finden sich auch in einem wissenschaftlichen Abschlussbericht finnischer Gerichtsmediziner keine Beweise, berichtet die "Berliner Zeitung". Für das Massaker an 45 Albanern hat der damalige Chef der Kosovo-Beobachtergruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), William Walker, serbische Sicherheitskräfte verantwortlich gemacht.
Die Berichte vom Massenmord waren einer der Auslöser der Ende März 1999 begonnenen Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien. Belgrader Behörden hatten damals ihre Unschuld beteuert und behauptet, die Toten seien Angehörige der albanischen Untergrundarmee UCK gewesen, die in Kämpfen getötet worden seien. Die Leichenschau sei von der UCK für die OSZE-Beobachter "arrangiert" worden. "Erst jetzt kommt die Wahrheit ans Tageslicht, damals hat uns niemand glauben wollen", sagte eine hochrangige Quelle im serbischen Innenministerium der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
In der kommenden Ausgabe der rechtsmedizinischen Zeitschrift "Forensic Science International" veröffentlichen die Fachleute Juha Rainio, Kaisa Lalu und Antti Penttilä einen Aufsatz, der die Untersuchung von 40 in Racak gefundenen Leichen zusammenfasst. Der Bericht, den die "Berliner Zeitung" nach eigenen Angaben vorab einsehen konnte, kommt nicht zu dem Schluss, in Racak sei eine Gruppe friedlicher albanischer Dorfbewohner von serbischen Sicherheitskräften exekutiert worden.
"Die finnischen Gerichtsmediziner haben nichts gegen uns finden können, selbst als sie vor zwei Jahren frei im Kosovo gearbeitet haben", sagte der damalige und jetzige serbische Republikspräsident Milan Milutinovic dem Belgrader Sender TV-Politika am Dienstagabend. "Werden jetzt die Verantwortlichen für die Folgen dieser bösen antiserbischen Behauptungen zur Verantwortung gezogen werden?" fragte eine serbische Regierungsquelle am Mittwoch.
Die OSZE hatte 1999 erklärt, man habe Beweise für "Tötungen und Verstümmelungen unbewaffneter Zivilisten" gefunden, "viele aus extremer Nahdistanz erschossen". Dagegen konnten die drei Gerichtsmediziner "nicht feststellen, dass die Opfer aus Racak stammten". Auch die "Ereignisse" bis zur Autopsie konnten "nicht festgestellt werden", ebenso wenig die "Lage der Opfer am Ort des Zwischenfalls". Es habe "keine Anzeichen von nachträglichen Verstümmelungen" gegeben. Nur in einem Fall seien Pulverspuren entdeckt worden, die auf eine Exekution hinweisen könnten.
Unklar bleibt jedoch weiterhin, wer die Mneschen getötet hat und vor allem warum.